Kurt Weissen
Die Bank von Cosimo und Lorenzo de’ Medici am Basler Konzil (1433-1444)
]. Eröffnung der Basler Agentur
Zwei Jahre lang mußte die 1431 nach Basel einberufene Kirchenversammlung kämpfen, bis sie in großen Teilen Europas allgemeine Anerkennung erlangen konnte und sich Kardinäle, Bischöfe, Äbte, Professoren und Priester in der Stadt am Rheinknie zusammenfanden.[1] Prominenter Abwesender blieb aber Papst Eugen IV., der kein Interesse an der Unterstützung der konziliaren Bewegung hatte und deshalb nie ernsthaft beabsichtigte, die Reise über die Alpen zu unternehmen.
Die große Anzahl von Gästen, die sich meist auf eine unbestimmte Aufenthaltsdauer einrichteten, stellte die lokalen Wirtschaftskräfte vor große Probleme, da die ökonomischen Bedürfnisse und Wünsche der Konzilsherren und ihrer zahlreichen Begleiter befriedigt werden mußten. Die Unterbringung und Verpflegung von ein paar hundert zusätzlichen Bewohnern meinte die etwa 8.000 Einwohner zählende Stadt als logistische Herausforderung annehmen zu können, denn darauf war die Kaufmannschaft vorbereitet.[2] Die Basler waren sich hingegen sicherlich bewußt, daß sie selber nicht in der Lage waren, das Bedürfnis der hohen Kleriker nach internationalen Finanzbeziehungen und Luxusgütern zu befriedigen, da in der Rheinstadt keine bedeutenden europaweit arbeitenden MerchanL—bankces ansässig waren.
So bemühten sich die Konzilsteilnehmer urn die Eröffnung von Niederlassungen führender italienischer Bank— und Handelshäuser in der Konzilsstadt. Besonders an der Anwesenheit eines Vertreters des Bankhauses von Cosimo und Lorenzo de’Medici von Florenz waren die Kirchenherren interessiert.[3] Über ein weitverzweigtes Netz von Filialen und Korrespondenten konnte dieses Unternehmen viele der gewünschten Leistungen erbringen und als Generaldepositare des Papstes darüber hinaus auch die Verbindung zu den römischen Kassen gewährleisten.
Sobald sich die allgemeine Anerkennung der Versammlung abzeichnete, schickte Cosimo de‘Medici den Leiter der Genfer Filiale, Giovanni d'Amerigo Benci, nach Basel. Der erste Beweis für die Anwesenheit eines Medici—Repräsentanten auf dem Basler Konzil ist eine „lellera di compagnia“, die Benci im Februar 1433 in Basel abschickte.[4] Vom 22. März 1433 datiert der Salvus conductus, den Konzilspräsident Cesarini für Benci ausstellte. Darin wurde ausdrücklich das Interesse der Konzilsherren an der Anwesenheit der Medici in Basel formuliert: „Cum spectabilis vir Iohannes Americi Benci, [...], ad nostram instantiam personaliter cum suis sociis rebus et bonis, invenibus et servitoribus ad civitatem Basiliensem et Concilium ibidem existens se transtulerit, sitque eius huiusmodi accessus dicto Sacro Concilio utilis et expediens‚ [...]“.[5] Vermutlich hatte Benci im Februar nur einen Kurzaufenthalt in Basel gemacht und sich erst Ende März für einen mehrwöchigen Aufenthalt in Basel niedergelassen, denn bis zum 31. Mai 1433 gab er hier nur fi. 15 als Spesen aus; diese Summe hätte für einen längeren Aufenthalt in Basel nieht ausgereicht.[6]
Bencis Auftrag war es, die Entwicklung des Konzils zu verfolgen, um zu prüfen. ob eine Filialeröffnung sinnvoll sei. Seine Korrespondenz mit den Medici ist aus dieser Zeit nicht erhalten, doch wird er vermutlich die folgenden Überlegungen angestellt haben:
1. Viele Kardinäle und Bischöfe wollten auch in Basel in Geldangelegenheiten mit den Medici zusammenarbeiten. die sie aus Rom und Florenz persönlich kannten und deren Dienstleistungen sie schätzten. Die Bankiers ihrerseits mußten dieses Vertrauen zu erha1ten versuchen, denn die Stammkundschaft war auch für sie die wichtigste und zuverlässigste.[7] Eine längere Unterbrechung des direkten Kontaktes war für beide Seiten ungünstig, da der Bankier Gefahr lief, Geschäfte an ein konkurrierendes Geldinstitut zu verlieren, und der Kunde sich einem neuen Bankier anvertrauen mußte, dessen Vertrauenswürdigkeit und Arbeitsweise er nicht kannte.
2.Es war zu erwarten, daß das Konzil in Basel zu einem explosionsartigen Anstieg der Nachfrage nach vielerlei Gütern und dadurch zu einem lokalen Wirtschaftsaufschwung führen würde. Die ört1iche Konzentration von vielen kaufkräftigen kirchlichen Kunden ließ das Entstehen eines interessanten Marktes für Gold— und Silberschmiedearbeiten sowie feine Gewandsroffe erwarten.[8] Für die Medici war diese Situation in zweierlei Hinsicht attraktiv: (a) Sie konnten durch eigene Handelsgeschäfte einen direkten Nutzen ziehen und (b) durch die Vergabe von Krediten an die lokalen Handwerker und Kaufleute, die in den Ankauf von Rohstoffen und Fertigprodukten investieren mußten, ertragreiche Finanzgeschäfte tätigen.[9]
3. Das plötzliche Anwachsen der Einwohnerzahl mußte im relativ kleinen Währungsgebiet Basels eine große Geldknappheit zur Folge haben. Die dadurch hervorgerufenen Wechselkursschwankungen konnten von den Bankiers ausgenutzt werden, um auf versteckte Art Termingeschäfte zu tätigen.[10] Dieses Geschäft mit den „1ettere di cambio“, bei dem Zinsgewinne durch Währungsgewinne ersetzt wurden,[11] wurde erst bei Anwesenheit von zahlreichen anderen Banken mit internationalen Verbindungen interessant, denn nur wenn genügend Wechselhändler an einem Ort zusammen waren, konnte ein Markt für diese Art von Geschäften entstehen [12]. Das Konzil zog verschiedene norditalienische Bankhäuser (beispielsweise die Guarienti von Verona und die Borromei aus Mailand) an. so daß ab 1433 genügend Geschäftspartner gefunden werden konnten.
4. Auch das Geschäft mit Wechseln in ihrer klassischen Bedeulung als Zahlungsanweisung verhieß den F1orentinern einen guten Verdienst, denn in Basel waren viele Personen anwesend, die von Pfründen lebten. die sie sich durch Wechsler überweisen ließen oder bei jenen investieren wo1lten. Wer sich längere Zeit in der Stadt am Rheinknie aufhielt, erwartete entweder Geldüberweisungen aus der Heimat oder vom päpstlichen Hof, die zur Bestreitung des Lebensunterhaltes benötigt wurden.13 Wer kein Geld er— hielt oder lange darauf warten mußte, war gezwungen, Kredite aufzuneh— men. In beiden Fällen bot sich den Medici die Möglichkeit, durch das Ausstellen oder Auszahlen von Wechselbriefen Gewinn zu erarbeiten.
5. Das Konzil hatte zur Folge, daß die Verkehrswege nach Basel sicherer wurden, da leich1er Reisegesellschaft gefunden werden konnte. Der Trans- port von Waren und Geld nach und durch Basel war daher mit weniger Risiken verbunden. weshalb es sich als Ort für die Lagerung und den Weiterverkauf sehr eignele.” Dies war vor allem für den Handel der Medici mit Flandern, der bis 1439 nur über Korrespondenten abgewickelt wurde, von großer Bedeutung.15
6. Neben all den wirtschaftlichen Faktoren beeinflußten auch politische Inter— essen die Entscheidung von Cosimo de’Medici, in Basel eine Zweigstelle zu errichten. Er war sehr daran interessiert, alles zu erfahren, was sich auf dem Konzil tat, und versuchte alles, um die politischen Entscheidungen der Kirchenversammlung zum Vorteile der florentinischen Republik — und damit auch seiner eigenen Person — zu beeinflussen. Es war die Aufgabe der Filialleiter in Base1‚ diese Ziele selber zu verfolgen oder den Florentiner Emissären zu helfen. Besonders wichtig war ihr Auftrag, alles nach Florenz zu melden, was sie über die politischen Entwicklungen auf dem Konzil oder sonst in Nordeuropa in Erfahrung bringen konnten.
Benci muß zum Schluß gekommen sein, daß Basel für die Ziele seiner Maggiori, die sich damals im Exil in Venedig aufhiellen, von Interesse zu werden versprach. Das Konzil bot viele gewinnträchtige Geschäftsfelder, die allerdings allein an die Kirchenversammlung gebunden waren. Die Stadt ohne das Konzil war für die großen Bankiers wirtschaftlich uninteressant. Es wurde deshalb beschlossen, eine an das Konzil gebundene und deshalb zeitlich befri- stete Agentur zu errichten.
Dem internationalen Bankgeschäft war allerdings die siädtische Zunftwirt— schaflsordnung sehr hinderlich. Zusammen mit dern Konzilspräsidenten kämpfte Benci erfolgreich um eine weitgehende Privilegierung. Am 7. April 1433 wurde „Johannes Bencii Aymerici [...] dem heiligen Concilio zen Eren“ vorn städti— schen Pfundzoli befreit.16 Als weitere Maßnahme wurde das Wechselmonopol der Zunft der Hausgenossen eingeschränkt: Am 19. August 1433 wurde zwi-
I3 Roover. Il banco Medici (wie Anm. 10), S. 279ff.; George Holmes. How the Medici became the Pope’s Bankers, in: Nicolai Rubinslcin (Hrsg.), Floremine Studies. London 1971. S. 357380; Adolf Gottlob, Aus der Camera apusloliea des 15. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Geschichte des päpstlichen Finanzwesens und des endenden Mittelalters. Innsbruck 1889. S. 109”. 14 MAP, f. 68, Nr. 588: „Per ogni chaso ci pure pure sia rneglo d'andare a Basilea che per 1’allra via. Malte pii‘i Compagnie e piii sichum camino tmverai. ...“ 15 Roover. 11 banco Medici (wie Anm. 10), S. 45911. 16 Slautsarchiv Basel-Stadt(51ß$). Politisches C2. Akten Concil von Basel. c. 31. Die Bank von Cosimo und Lorenzo de'Medici am Basler Konzil 355 schen dem Konzil und der Stadt der Wert der Währung festgelegt, Richtlinien für das Wechseln fremder Münzen eriassen und zum Schutze der Währung ein Silberausfuhrverbot verhängt. Bei Zuwiderhandlung sollte der weltliche Pro— tektor des Konzils und nicht ein städtisches„Gericht über die ausländischen Kaufleute richten.17 Schließlich wurden die fremden Händler auch noch von den städtischen Steuern befreit.“ Als Cosirno de’Medici klar wurde, daß mit einem längeren Fortbestand des Konzils in Basel zu rechnen war, wurde die Gründung einer selbständigen Basler Agentur beschlossen und Giovanni d’Amerigo Benci durch einen erfahrenen Angestellten der römischen Filiale, Roberto Martelli, abgelöst.lg Wann Benci nach Genf zurückkehrte, bleibt un— klar; vermutlich fand die Geschäftsübergabe im Herbst 1433 statt, doch behielt der Genfer Während einiger Zeit noch engen Kontakt mit Basel.20 In den ersten Jahren des Bestehens bleibt sein großer Einfluß unverkennbar: In zwei Doku- menten wird das Institut „Johannes de Amerigo Bencii et soc. Basilee“ ge- riannt.21 Das erste nachweisbare Geschäft wurde am 9. September 1433 abge— wickelt.22 Aus diesen wenigen Daten läßt sich ein genaues Gründungsdatum der Bank nicht ablesen. Es ist jedoch wohl de Roover und Ehrensperger23 zuzustimmen, wenn sie annehmen, daß die Niederlassung ihren geregelten Betrieb bereits im März oder April 1433 aufnahm. Erst als die Anerkennung des Konzils für die ganze katholische Christen- heil erreicht war, und infolgedessen auch die Zahl der bedeutenden und wohl— habenden Konzilsteilnehmer zunahm, gewann aueh die Basler Mediei—Bank ihre Selbständigkeit von der Genfer Niederlassung. In Urkunden ist von Mitte 1434 an die Rede von „Roberto Martelli fact. Cosme et Laurentii de Medicis in Baxi1czi“.24 Von 1435 an wird in F1orenz auch ein Konto für „i nostri di Basi1ea“ geführt.25 Im Gesellschaftsvertrag der Hauptfirma aus dem gleichen Jahre wird Basel ausdrücklich erwähnt: „ [...] la compagnia di Firenze, quella di Corte e di Basi1ea, quella di Vinegia e di Ginevra, [...]“.26 Daß die dem Papst folgende Filiale und diejenige von Basel zusammen genannt wurden, legt den Schluß nahe, daß — wie 1415 in Konstanz — die römische Medici-Niederlassung vor- 17 31138. Rufbuch, I. 95. ‚ Bernhard Harms, Die Münz- und Geldpolitik der Stadt Basel im Mittelalter, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissensehaft, Ergänzungshefr 23. Tübin- gen1907‚5.114ff. 18 Geering, Handel und Industrie der Stadt Basel (Wie Anm. 2). S. 279f. 19 MAP, f. 131, Nr. 2, S. lff. 20 Bergier, Lettres genevoises (wie Anm. 11), S. 286. 21 Giulia Camerani Mani, 1 Documenti Commerciali del Funde Diplurnatico Mediceo nell‘Archivio di State di Fircnzc (1230-1492), Regesti, in: Bibiinteca dell‘Archivio Storico italiano. Bd. 3, Firenze 1951, Nr. 94, S. 44 und Nr. 100. S. 46, 22 ASF, Diplom, Medicee 1aiche, 1433 September 9. 23 Roover. ll hanco Medici (wie Anm. 10). S. 304; Ehrensperger, Basels Stellung im internationedcn Handclsverkehr (wie Anm. 2), S. 281. 24 Camerani Mani, Documenti (wie Anm. 21), Nr. 102, S. 46. 25 MAP. f. 153, Nr. 3. 26 R00ver, 11 hanco Medici (wie Anm. 10), S, 549. 356 Kurt Weissen übergehend in zwei zusammengehörige Agenturen aufgespalten wurde: Basel und Rom bildeten zusammen eine Rechtseinheit. Diese Ordnung wäre durchaus sinnvoll gewesen, wenn man bedenkt, daß beide die gleiche Kund schaft betreu— ten. Andererseits reicht dieses Indiz nicht aus, um ausschließen zu können, daß Basel nicht doch eine völlig eigenständige Filiale gewesen ist. 2. Schließung der Basler Niederlassung Als sich die Kirchenversammlung durch Ver1egung nach Ferrara und Flo— renz spaltete und in Base] die Zahl der finanzkräftigen Kirchenfürsten immer kleiner wurde, verloren die Medici zunehmend ihr Interesse an der Aufrechter- haltung ihrer Basler Niederlassung. 1441 wurde die alte Firma aufgelöst und durch einen neuen Gesellschaftskörper ersetzt: „Giovanni d’Amerigo Benci e compagni di Basi1ea“.27 Dieser Name entspricht dem Titel, den die Genfer Bank damals führte.28 Von 1442 an wurde daher zwischen der „ragione vec- chia“ und der „ragione nuova“ unterschieden.29 Da es offensichtlich nur noch um die Liquidation der Zweigstelle in Basel ging, war es sinnvoll, wiederum die nächstliegende Niederlassung mit dieser Aufgabe zu betrauen. Beweis für die erneute Abhängigkeit von Genf ist, daß einerseits von den „Medici di Vinegia" und den „Medici di Corte di Firenze“ die Rede ist, andererseits aber von den „nostri di Ginevra“, wenn man in Basel Geschäfte abbuchteß° Weiter wird Lorenzo di Giovanni Nettoli „factori et negotiorum gestori Cosme de Medicis, sive Johannis Benci in Basilea“ genannt.31 Alle diese Indizien lassen den Schluß zu, daß die Medici 1441 mit Benci einen Vertrag über die Basler Niederlassung abschlossen, womit sie ihm die Hauptverantwortung über diese Gesellschaft übertragen. Daß es sich dabei um eine Liquidationsfirma handelte, geht aus der Tatsache hervor, daß 1441 alle Reserven Basels dem Genfer Unternehmen überschrieben wurden.32 Auch die Geschäftstätigkeit nahm stark ab: 1442 waren nur drei Geschäfte des amtieren- den Faktors offen, während von seinen Vorgängern noch 27 Kredite offen waren.33 27 MAP,f.97,Nr.5;1'. 104, Nr. 60, c. 601. 28 Roover. Il banco Medici (wie Anm. 10), S. 409. 29 MAP, (. 104. Nr. 60, e. 6014 30 Ebda., c. (100. 31 StBS. St. Urk.. Nr. 1275. 32 MAP, [. 153, Nr. 3, c. 20. 33 MAP, f. 104, Nr. 60, c. 599ff. Die Bank von Cosimo und Lorenzo de’Mediei am Basler Konzil 357 3. Struktur der Basler Agentur34 3. 1 Rechtliche Grundlagen Nachdem in der Mitte des 14. Jahrhunderts die großen Banken der Bardi und Peruzzi, die ihren Hauptsitz in Florenz hatten, zusammengebroehen waren, was unter anderem bereits von den Zeitgenossen richtigerweise auf die unbe— wegliche zentralistische Unternehmensslruktur zurückgeführt wurde, bildete sich der Typ des aus unabhängigen Gesellschaften zusammengesetzten Unter- nehmens heraus, das unter der Leitung einer Person oder einer Hauptgesell— schaft stand.35 Auch die Mediei-Bank gehörte zu diesem neuen Organisations— typ. Oberstes Organ der Bank war die Hauptgese115ehaft, die ab 1435 Cosimo und Lorenzo de’Medici als Hauptteilhaber und Giovanni d‘Amerigo Benei und Antonio Salutati als Nebenteilhaber leiteten.36 Die am Gesellschaftsvertrag beteiligten vier Geschäftsleute wurden „Compagni“ genannt; den beiden Haupt— teilhabern war die Bezeichnung „maggiori“ vorbehalten. Zwischen ihnen gab es klare Vertragsbestimmungen über die Aufteilung von Gewinn und Verlust. 34 Max Weber, Wirtschaftsgeschichtc. Abriß der Universalen Suziul- und Wirtschafts— Gesehiehle. Aus den nuehgelassenen Vorlesungen herausgegeben von S. Hellmann und M. Palyi. München 1923, S. 201ff., hat in seinen Vorlesungen über die Wirtschaftsge- schichte die mittelalterlichcn Banken unter zwei verschiedenen Aspekten dargestel1t: (3) Unter der Überschrift „Die Ökonomischen Betriebsformen des Handels“ untersuchte er die rechtliche Grundlage, die Rolle der Familie in der Betriebsführung und das Problem der finanziellen Haftung; (b) in einem zweiten Kapitel ging er dann auf die Geschäfte der Banken ein. Diese Trennung hat sich bis heute in der Schrcihung der Bankgesehiehte erha1ten. Am genauesten hat sie Federigo Melis, Figure e i'atti della vita cconomica medievale (secoli XIV—XV). Appunti delle lezioni svoll.e ne11e Universitä di Firenze e di Pisa e raceolti dal Prof. Cesare Ciano. Pisa 1964, S. 81ff., definiert. Für die zwei verschiedenen Aspekte, unter denen Banken untersucht werden, hat er die Begriffe „storia interna“ und „gestione“ in die Historiographie eingeführt. Unter „storia interna“ versteht er die Geschichte der Struktur einer Bank, d. h. die Geschichte der konstitutiven Elemente: Personal und Güter. Demgegenüber steht die Geschichte der „gestione“, d h, der äußeren Arbeitsweise. Es geht dabei um die Beschreibung der geschäftlichen Aktivi- täten, dureh die eine Bank ihren Ertrag erwirtschaftet. Auch in: Bankakademie (Hrsg.), Bankbetriebslchrc, Bde. 1 und 2. Wiesbaden 1975, wird die gleiche Trennung vorgenom- men, indem zwischen „Aufbau“ und „Arheitsweise“ unterschieden wird. Melis. Figure e fatti, selber hat mit seiner Darstellung der Datini-Bank von Prato ein Beispiel dafür geschaffen, wie er sich eine „storiu interna" vorsle1lt. In der Folge sind an den Universitä- ten von Florenz und Pisa eine Reihe von Dissertationen entstanden. die diese Untersu— ehungsmethode auch auf andere Banken anwenden (Corneliu, Il sistema di nziende dc‘Medici (wie Anm. 3)). Nach diesen Mustern wird der erste Teil der folgenden Unter— suchung dargestellt. Über die Arbeitsweise von einzelnen Banken hat Melis selber keine Forschung betrieben. Als Vorlagen für diesen zweiten Tei1 der Arbeit dienen die Arbeiten von de Ruover und Gerolamo Biscaro, 11 bancn Filippo Borromei e compagni di Londra, 1436-1439, in: Archivio storico Lombardo, 41h series. Bd. 19. Milano 1913. S. 37-126, 283—386. 35 Ruover, Il banco Medici (wie Anm. 10),S. H3“. 36 Ebda., S. 547ff.: Eine Transkription dieses Gesellschaftsvertruges. 358 Kurt Weissen Ein Gehalt wurde ihnen nicht ausbezahlt, hingegen erhielten sie eine Auf— wandsentsehädigung, wenn sie sieh als Filialdirektoren im Ausland auihie1ten. Diese Partner gründeten Filialen, indem sie mit den Filialdirektoren neue Teilhaberschaften abseh1ossen.37 So warjede Filiale eine eigenständige juristi- sche Einheit, mit eigenem Namen, eigenem Kapital, eigener Buchhaltung und eigener Verwaltung. Die Macht von Cosimo war dennoch sehr groß, da er Zusammen mit seinem Bruder, der sich allerdings sehr im Hintergrund hielt, die Mehrheit in allen Unternehmenszweigen hielt. Er mußte über seine Beschlüsse keinerlei Rechenschaft ablegen, hat sich aber wohl in den meisten Fäl1en mit Benei und Salutati besprochen. Die rechtlichen Grundlagen, auf denen eine Filiale arbeitete, wurden nor- malerweise durch ihren Gesellschaftsvertrag bestimmt. Darin wurden neben der Aufteilung des Kapitals, dem Namen und dem Zweck auch die Kompeten— zen und Pflichten des Leiters genau umrissen (z. B. keine Geschäfte in eigenem Namen, Ortsgebundenheit, Höhe der Kreditlimite‚ Verbot des G1üeksspiels).38 Auch in den Filialen wurden die Richtlinien bis ins kleinste Detail von den Medici bestimmt. Die Filialdirektoren hatten klar umrissene Kompetenzen, die sie nur nach Rücksprache mit Florenz überschreiten durften.39 So behielten sich die Medici zum Beispiel immer das Recht auf die Einstellung und Entlassung des gesamten Bankpersonals vor. Die Filialleiter konnten nur Anregungen unterbreiten. Da die Hauptgesellschafter nieht herumreisen konnten. mußten die Filialen jedes Jahr eine detaillierte Bilanz erstellen, damit eine genaue Kontrolle über die Geschäftspraxis durchgeführt werden konnte.40 Zudem hat— ten die Leiter der Außenstellen Bericht zu geben, was sie über den Geschäfts- gang in den Schwesterbetrieben hörten.“ So erhielt etwa Bernardo Portinari, der Direktor in Brügge, den Auftrag über die Basler zu berichten: „[...] a Basilea Ruberto e quegli altri giovani, e aviserai come 1a fanno.““2 Fiir die ersten Jahre ihres Bestehens ist die Rechtsform der Basler Medici- Zweigstelle nirgends genau definiert, denn ein Gesellschaftsvertrag wird nicht erwähnt. Dies heißt nun nicht unbedingt, daß ein solcher im Laufe der Jahrhun— derte ver1oren gegangen ist. Im Gegenteil, die These, daß gar nie einer angefer» tigt wurde, scheint bedeutend wahrscheinlicher. Die Medici waren 1433 und 1434 im Exil in Venedig. In dieser Zeit haben sie nicht einmal den Vertrag der 37 Roover, Il baneo Medici (wie Anm. 10), S.581:Eine Aufstellung der im MAP erhaltenen Gesellschaftsverträge. 38 Ebdu.‚ S. 127. 39 Diese Kompetenzen wurden in den Gese1lschaftverträgen grob umrissen. Detaillierte Anweisungen wurden in den ‚.riccordi“ festgehalten. Auszüge aus einem Riccordo findet man in MAP, [. 68, Nr. 588. — Roever, 11 buneo Medici (wie Anm. 10). S. 5821 Eine Aufstellung der erhaltenen Riecordi. 40 Vgl. die Bilanz der Basler Filiale in MAP. (. 104, Nr. 60; Roover, 11 bance Medici (wie Anm. 10), S. 584: Eine Aufstellung der erhu11enen ]uhresbilunzen. 41 In den „1ettere private“ findet man eine ganze Reihe von zum Teil verschlüsselten Berichten über Ereignisse in anderen Filialen. So 1. B. MAP, [. 11. Nr. 543. 42 MAP, [. 68. Nr. 588. Die Bank von Cnsimo und Lorenzo de'Medici am Basler Konzil 359 Hauptgescllschaft erneuert, obwohl dies durch den Tod eines Teilhabers eigent— lich nötig gewesen wäre. Sie haben damit bis 1435 gewartet, als sie in Florenz wieder sicher die politische Macht ausübten.43 Während dieser Zeit konnte kein Vertrag für eine Filiale abgeschlossen werden, da die Rechtsperson des Haupt— teilhabers juristisch nicht fest war. Da die Medici wohl auch nicht daran dachten, in Basel eine feste Filiale zu gründen, was durch das Mieten statt des Kaufes von Geschäftslokalitäten unterstrichen wird,44 wäre ein Gesellschafts- vertrag für diese Niederlassung auch gar nicht sinnvoll gewesen, denn dieser hätte auf eine bestimmte Zeit abgeschlossen werden müssen. Das Unternehmen mußte auch sehr flexibel sein, um dem Konzil bei einer eventuellen Verlegung folgen zu können oder um bei einer plötzlichen Auflösung der Versammlung möglichst rasch 1iquidiert werden zu können. Mustercharakter für die Beurteilung der Rechtsform der 8351er Niederlas- sung hat das Verhalten der Medici während des Konzi1s von Konstanz. Auch damals wurde für die Konzilsbank kein Gesellschaftsvertrag abgeschlossen. Vielmehr wurde vorübergehend die Filiale in Rom aufgeteilt: eine Hälfte des Personals blieb beim Papst in Italien, während die andere in Konstanz arbeite- te,45 Auch der Vergleich mit der zeitlich beschränkten Eröffnung von Geldinsti— tuten auf großen Märkten, z. B. in Antwerpen, muß hier noch gezogen werden. Dabei zeigt sich, daß diese Institute Agenturen der nächstliegenden Filiale waren. Für die kurze Zeit ihres Bestehens erhielten sie keinen eigenen Gesell— schaftsvertrag, sondern arbeiteten im Namen ihrer Mutterfirnia.46 Es war folg- lich durchaus möglich, eine Gesel1sehaft auf kurze Zeit ins Leben zu rufen, ohne ihr einen eigenen Vertrag geben zu müssen. Die Selbständigkeit ihrer Arbeit wurde durch das Fehlen dieser juristischen Grundlage keineswegs be» schnitten. Bestimmt wurde sie allein durch die Kompetenzen, die der Agentur- 1eiter von seinen Vorgesetzten erhielt. Das wichtigste Zielpublikum der Medici in Basel war der hohe Klerus. Über die größte Erfahrung im Umgang mit diesem Kundenkreis verfügte die Filiale in Rom, die ihre Dienstleistungen den spezifischen Bedürfnissen der hohen Geistlichkeit angepaßt hatte.“7 Struktur und Arbeitsweise der Basler Agentur Wurden deshalb stark durch das römische Vorbild geprägt. Die Organisationsstruktur der Medici—Agentur in Rom war sehr flexibel, denn im Gegensatz zu den großen Handelsplätzen, auf denen in Europa mit Kaufleuten zusammengearbeitet werden konnte, war der päpstliehe Hof nicht ständig am gleichen Ort. Die Päpste waren im 15. Jahrhundert oft gezwungen, Rom zu verlassen. Die Bank mußte ihren Kunden folgen und Wurde daher in den Geschäftspapieren der Medici „i nostri che seguono 1a Corte“ oder „In 43 Roover, 11banco Medici (wie Anm. 10), S. 549. 44 MAP, f. 104, Nr. 60. 45 Roover, [] banco Medici (wie Anm. 10), S. 291. 46 Ebda., S. 129; Federigo Melis, Tracce di una storia cconomicu di Firenze e della Toscana in genera1e dal 1252 al 1550. A euru di Bruno Dini. Nachdruck der 2. Ausgabe. Firenze 1966, S. 33. 47 Vgl. Holmes, How the Medici (wie Anm. 13). 360 Kurt Weissen ragione che segue la Corte“ genannt.48 Diese Bezeichnung macht deutlich, daß nicht Rom, sondern der päpstliehe Hof Sitz der Bank war. Verließ der Papst die Tiberstadt, so folgten ihm die Angestellten der Medici, und in Rom selber bestand während der Abwesenheit des Kirchenfürslen keine Filiale mehr. Als Papst Eugen IV. 1434—1437 in Florenz wohnte, bestanden folglich in der Stadt am Arno merkwürdigerweise zwei Medici—Filialen nebeneinander: „i nostri della tavola di Firenze“ und „i nostri ehe seguono 1a Corte“.49 In bezug auf die Struktur und Geschäftstätigkeit ist zwischen den Medici- Niederlassungen in Rom und Basel weitgehende Übereinstimmung festzustel— len. Das leitende Personal hatte die gleiche Ausbildung und war jederzeit austauschbar; die Basler Faktoren kamen meist von Rom und kehrten häufig dorthin zurück, wenn sie ihre Aufgabe erfü1lt hatten und sie in den Diensten der Medici blieben. Beide Banken arbeiteten nur mit Fremdkapital und betrieben damit die gleiche Art von Geschäften. Der Erfolg der Konzilsbank beruhte demnach weitgehend auf der Anwendung des in Rom Erprobten und Bewähr- ten. Die Niederlassung in Rom wurde allerdings von einem am Gewinn betei- ligten Filialleiter geführt, während in Basel nur ein lohnabhängiger Faktor die Geschäfte führte. Den wesentlichsten Unterschied zeigt das Verhältnis zwi- schen den Banken und der jeweiligen lokalen Wirtschaft. Während man in Rom fast keine Geschäfte außerhalb der Geistliehkeit und des Adels tätigte, bestan- den in Basel enge Beziehungen zwischen der lokalen Kaufmannsehuft und der Bank. Zurückzuführen ist dies wohl darauf, daß in Rom ein durch Jahrzehnte gewachsener Geldmarkt bestand, auf dem sich jede Bank zu spezialisieren hatte. In Basel hingegen bewirkte die Abhaltung eines Konzils ein riesiges Anwachsen des Marktes, auf dem viele Lücken zu schließen waren. 3. 2 Geschäfrskapiral Wie aus dern „1ibro segreto giallo“ hervorgeht, haben die Medici ihre Filiale in Basel in den Jahren 1433 und 1434 mit einem Kapital von insgesamt fi. 324 ausgestattet.50 Eine so kleine Summe kann nicht als eigentliches Ge— sehäftskapital betrachtet werden. Die fi. 324 waren wohl nur als Starthilfe und Spesengeld nach Basel gegeben worden. Auch in der Jahresbilanz von 1442 findet sich kein Hinweis auf ein von Gesellschaftern eingelegtes Geschäftsku— pital.5l Diese Tatsache verwundert nicht, wenn man in Betracht zieht, daß auch die große Filiale in Rom kein Eigenkapital hatte.52 Die fehlende Selbstfinanzie- rung erklärt sich durch die Spezialisierung dieser beiden Zweigstellen auf die 48 Roover, I1 bauen Medici (wie Anm. 10), S. 279. Vgl. auch MAP, f. 104, Nr. 60; MAP, f. 139, Nr. 117: 51135. Domstift V. Nr. 57. 49 Roover‚ 11 harter) Medici (wie Anm. 10), S. 279. 50 MAP. f. 153, Nr. 3. 51 MAP, f, 104. Nr. 60, c. 599. 52 Reever, 11 buncn Medici (wie Anm. 10), S. 90. Die Bank von Cosimo nnd Lorenzo de'Medici am Basler Konzil 361 hohe Kirchcnführung als Kundschaft: Da Kleriker weniger an Darlehen als an Investitionsmöglichkeiten interessiert waren,53 war immer genü gend Fremdkw pital in den Kassen. So findet man unter den Einlegern bei der Basler Bank 7„ B. den Kardinal de la Plaigne mit einem Guthaben von über fi. 2.000.“ 3. 3 Geschüfislokalitäten In der Abrechnung von 1442 finden sich verschiedene Beträge, die sich auf die Miete der Wohn- und Geschäftslokalitäten beziehen. Daraus ist zu entneh— men, daß der Jahreszins fiir die Räume der Bank fi. 5055 betrug und derjenige für die Wohnung fi. 40.56 Bezahlt wurden diese Gelder an Heinrich Ha1bysen, der als Vermieter genannt wird: „Arrigo Albixon, nostro este, [...]“.57 Von Halbysen ist bekannt, daß er die Gaden am Haus „zum Schlüssel“ an Wechsler vermietete.58 Bezeugt wird dies auch durch einen Eintrag in den Jahresrechnun— gen der Stadt, wo es heißt: „Item empfangen XVII gu1din zinses von den wechsze1ern in Heinrich Halbysens hus [...]“.59 Die Medici können aber nicht zu den Mietern irn „Schlüssel“ gehört haben. Vergleicht man nämlich die dort bezahlten Mieten rnit dem Betrag, der von den Medici unter „Mietzins“ ver— bucht wurde, so fällt auf, daß sie bedeutend mehr zu bezahlen hatten.60 Dies läßt daraufschließen, daß sich die Medici-Bank im Hause von Heinrich Halby- sen „Unter den Becherern 22“ (heute: Unterster Tei1 der Freien Straße) einge- mietet hatte.61 Sie befand sich damit nicht nur in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes, sondern hatte als Nachbarn Bürger der Stadt Basel, die ein sehr großes Ansehen genossen, wie etwa Claus Gottschalk und Hans 1rmi der Ältere.62 Die Bank hatte also mit großer Wahrscheinlichkeit nicht wie viele andere Banken cine Holzbude als Geschäftslokal‚ sondern arbeitete in großzü- gigen Räumen. Dies entspricht wohl nicht nur dem Ansehen, das sie hatte, sondern auch der Art ihrer Geschäfte, die zur Hauptsache nicht aus dem kleinen Wechselgeschäft mit Lautkundschaft bestand, sondern aus Verträgen mit sehr vornehmer Kundschaft. Schließlich ist es auch möglich, daß neben den Räumen 53 Roover, 11 banco Medici (wie Anm. 10), S. 78. 54 MAP‚1.IO4‚Nr.60‚u.6OI. 55 Ehda. 56 Ebda. 57 MAP, f. 104, Nr. 60, c. 600. 58 Vgl. Geering, Handel und Industrie der Stadt Basel (wie Anm. 2), S. 270. 59 Bernhard Harms, Der Stadthaushalt Basels im ausgehenden Mittelalter. Quellen und Studien Zur Basler Finanzgeschiehte. 3 Bde. Tübingen 1909-1911 1, S. [57. 60 Vgl. Geering, Handel und Industrie der Stadt Basel (wie Anm. 2), S. 27011 61 Gustav Schönberg, Die Finanzverhältnisse der Stadt Basel im 14. und 15. Jahrhundert. Tübingen 1879, S. 608. 62 Claus Gottschalk hatte sein Haus „Unter den Beuherern 4“, Hans Irma der elter- „Unter den Becherern 19“. Beide Angaben bei Schönberg, Die Finanzverhälmisse (wie Anm. 61), S. 6084 362 Kurt Weissen im Hause von Halbysen eine Holzbude vor dem Hause als Geschäftsraum für die kleinere Kundschaft unterhalten wurde. 3. 4 Personal Nachdem Giovanni d’Amerigo Benei die Agentur in Basel installiert hatte, folgten ihm in der Geschäftsführung „fattori“, d. h. mit der Prokura ausgestatte— te Angestellte, die ein festes Gehalt bezogen und nicht am Geschäftskapital beteiligt waren.63 Der erste Faktor war Roberto Martelli, der 1408 als Sohn einer angesehenen Kaufmannsfamilie in Florenz zur Welt gekommen war.64 Schon als Jüngling war er — dem Beispiel seiner Brüder folgend — in die Dienste der Medici-Bank getreten. Von 1424 an hatte er in der Römer Filiale gearbeitet, wo er bis zum Faktor und Chefbuchhalter aufgestiegen war.65 1433 bis 1438 lebte er in Basel. Sein Abgang aus der Rheinstadt hatte in erster Linie politische Hintergründe: Roberto Martelli war aktiv an einer Betrugsai'färe zu Ungunsten der Konzilsmehrheit beteiligt. Als im Mai 1437 ein Dekret besch1ossen wurde. wonach das Unionskonzil rnit den Griechen in Avignon stattfinden 5011te, verfaßte eine Minorität ein Dekret zugunsten von Florenz oder Udine. Als Vertreter der Interessen von Cosimo de’Medici ließ sich Roberto in eine Ver— schwörung verwickeln,66 die zum Ziel hatte, das Dekret der Minderheit rnit dem Konzilssiegel zu versehen. In der Nacht vom 13. auf den 14. Juni wurde der Boden der Kiste, in der das Siegel aufbewahrt wurde, herausgebrochen. das Dekret gesiegelt und abgeschickt. Obwohl das Siegel wieder zurückgelegt wurde und die Kiste ihren Enden wieder eingesetzt bekam, war der Betrug schnell aufgedeckt. Der Bankier wurde zusammen mit dem Erzbischof von Tarent, mit Bartholomäus Bactiferri. dem Sekretär des Kardinals Cesarini, und mit einem Diener namens Alexander vom Konzil der Fälschung beschuldigt. Nachdem man Roberto für kurze Zeit unter Hausarrest gehalten hatte, 5011 er sich durch das Zahlen einer Buße freigckauft haben. Viele Details dieser Affäre 63 Zu diesen Begriffen vgl. Ronver, 11 banco Medici (wie Anm. 10), S. 116ff. und Florence Ed1er, Glossary of Medieva1 Terms of Business. Italian Series, 12004600. Cambridge (Mass.) 1934. 64 B. Lina, Faniiglie celebri italiane. Milano 1819. 65 Im Jahre 1431 erstellt er die Jahresbilanz der Filiale von Rom, Archivio delle Spedale degli Innocenti Firenze (ASI), Estranei, n. 490. 66 Vg1.dazu die Que11en: Enea Silvio Piccolomini (Pius II.), A Calumniis vindicatus. Ternis retractationibus eins quibis diem et scriplu pro Concilio Basi1eensi contra Eugenium PP. IV.. hrsg. von Carolus Fea. Roma 1823, S. 73ff. und Monumenta concilium generalium secu1i decimi quinti ediderunt Caesarcae Acudemiue scientiarum socii delegati. Conci— lium Basilcnsc. Scriptnrum. !. 1-4. Vindobonae 1857-1935 (MC), II. S. 979ff. — Sekum därliteratur: Zhisman, Die Unionsverhandlungen (wie Anm. 3), S. l7lff.; Hefe1e. Conci» 1iengeschiehte (wie Anm. 1). S. 938;N051 Valais. Le pape el le concil 1418»1450.2 Bde. Paris 1909, Bd. 2. S. 63ff.; Puu1Becker. Giuliano Cesarini. Münster 1935. S. 52ff. Es ist zu beachten, daß bislang noch nie eine Verbindung zwischen Martelli und den Medici aufgezeigt wurde. Die Bank von Cusimo und Lorenzo de‘Medici um Basler Konzil 363 sind unklar, und Zhisman hält sie gar für erfunden. Ein Brief, den Roberto dem nach Ferrara geflüchteten Bactiferri schickte. enthält zwar auch keine klaren Beweise für seine Schuld, immerhin bestätigt er dort aber, daß etwas vorgefal- km ist, was ihm den Aufenthalt in Basel sehr unangenehm machte: Er sei im Stich gelassen, müsse sich alleine quälen, denn er habe niemanden, mit dem er sprechen könne, und von allen, die dem „Tais“ (= Kardinal d’A11eman?) folgen, werde er gehaßt. Daß er nicht auch nach Ferrara ahgereist sei, sei nur aus Rücksicht auf das Ansehen seiner Bank geschehen.67 Einige Monate später verließ er dann Basel doch und begab sich nach Ferrara, um die Leitung der dortigen Konzilsbank zu übernehmen. Der Empfang dort scheint fast triumphal gewesen zu sein, denn er wurde mit Auszeichnungen überhäuft: Vom griechi- schen Kaiser erhielt er den Titel eines „contc paladino“, vom deutschen Kaiser das Privileg, dic unchelichen Kinder 1egitimieren zu dürfen68 und vom Papst die Ernennung zum Generaldepositar der päpstlichen Kammer.69 In die g1eiche Zeit fällt wohl auch seine Bekanntschaft mit dem großen Künstler Donatello, der für ihn eine Statue anfertigte.70 Allerdings ist es ausgeschlossen, daß Dona— te110 die Jugendjahre im Hause von Roberto verbracht hat, wie verschiedentlich berichtet wird, denn der Künstler war 23 Jahre älter als der Bankier.71 1439 wurde Roberto Teilhaber an der Filiale der Medici in Rom. was er bis zu seinem Tod im Jahre 1464 blieb.72 Er starb als geachteter und woh1habendcr Bürger, dern mehrfach hohe politische Ämter der florentinischen Republik anvertraut worden waren.73 Die biographischen Notizen über die beiden Nachfolger Marteliis in Basel sind bedeutend spärlicher. Giovenco della Stufa74 ist zwischen 1438 und 1441 als Geschäftsführer in Basel nachweisbar.75 Von ihm ist nur bekannt, daß er 1413 in Florenz geboren wurde76 und von 1430 an Faktor bei der Römer Filiale 67 MAP, f. 96, Nr. 15. 68 Diese beiden Angaben macht Lina, Famig1ie celebri [wie Anm. 64). Allerdings belegt er diese Behauptungen nirgends. 69 Roover, 11 banco Medici (wie Anm. 10), S. 284; Gottlob, Aus der Camera apostolica (wie Anm. 13), 5.111. 70 Hans Kauffmann. Donatello. Eine Einführung in sein Bilden und Denken. Berlin 1935, S, 43ff. 71 Roberto als vitler1icher Freund bei Cnrne1in, 11 sislema di aziende de‘Medici (wie Anm. 3), S. 176, und auch bei Kauffmann. Donate110. S. 43. 72 Tei1haber: Roover. 11 banco Medici (wie Anm. 10), S. 96. Tod: Ebda, S. 314. 73 Guglielmu Vulpi (Hrsg.), Anonymus, Riccordi di Firenze dell“ Anno 1459. in: Rcrum italicarum scriptores, Bd. 27. Teil 1. Cittä di Castello 1907. S. 9; Giovanni Cnmbi, Istorie. in: Ildefonso da S. Luigi (Hrsg.), Delizie degli eruditi toscani. Bd. 20—23. Firenze 1785— 1786, Bd. 20, S. 228. 74 Bereits im Mai 1434 scheint sich Giovenco della Stufa in Basel uufgeha1ten zu haben: MAP, f. 131, Nr. 2, 17. — Der erste Beleg für seine Tätigkeit als Geschäftsführer bei Camerani Mani, Documenti (wie Anm. 21). Nr. 131, S. 54. 75 Letzter Beleg für Giovenco della Stufe in Basel bei Camerani Mani, Documenti (wie Anm. 21), Nr. 138, S. 56 (19. Dezember 1440). 76 Roover, Il bnnco Medici (wie Anm. 10), S. 304. 364 Kurt Weissen war, bevor er nach Basel kam.77 Aus dem Jahre 1444 ist weiter ein Brief an Cosimo erhalten, in dem er ihm aus Sluys von der Ankunft der florentinischen Flotte berichtete.78 Möglicherweise war er zu diesem Zeitpunkt Kommandant dieser Schiffe. Auch sein Todesjahr ist unbekannt, doch muß es nach 1469 gewesen sein.79 Für die Zeit nach dem Weggang von Giovenco werden die Quellen sehr spärlich. Festzuhalten ist, daß im „libro segreto giallo“ß° dem Hauptbuch der Zentrale in Florenz, die Basler Niederlassung 1440 zum letzten Male erwähnt wird. Dennoch waren immer noch Mediei-Leute am Konzil.“ Mehrfach tritt 1442 und 1443 ein „Laurentius Johannis de Florentia“82 in Erscheinung und am 2. Januar 1444 ist ein Mediei—Faktor namens „Laurentius Johannis N ettoli“83 in Basel. De Rewer und Losi,84 die beide das letzte Dokument nicht kannten, stellten die These auf, daß auf Gioveneo della Stufa ein Lorenzo di Giovanni della Stufa gefolgt sei, der die unterdessen Genf unterstellte Basler Filiale der Bank habe liquidieren müssen. Die Liquidation sei 1443 vollzogen gewesen, und damit sei die Bank geschlossen worden. Auch Ehrensperger übernimmt diese These und sieht im 1444 erwähnten Nettoli einen in Basel durchreisenden Faktor der Medici,35 Alle diese Aussagen über den Nachfolger von Giovcneo della Stufe beruhen jedoch auf einem Irrtum. De Roover nahm an, ohne dies zu belegen, dieser „Laurentius Johannis“. von dem in den ihm bekannten Doku— menten die Rede ist, sei ein Verwandter des abgereisten Geschäftsführers gewesen. In Wahrheit wird aber in keinem Dokument der Familienname „della Stufa“ für diesen Lorenzo angegeben. Es gibt also bislang keinen Beweis für die Anwesenheit eines „Lorenzo di Giovanni della Stufa“ in Basel. Hingegen findet man im August 1441 einen „Lorenzo di Nettolo“,86 zwischen 1442 und 1443 einen „Laurentius Johannis“87 und 1444 einen „Laurentius Johannis Net- toli“ in Base1.88 Weiter schreibt am 25. Januar 1444 ein Lorenzo aus Genf nach F1orenz: „E xi truova & Baxilea uno vantagatiximo maestro [..] , e questo vi dicho perché mi ritrovai in chanpo con questi tedeschi a Lafenbergh, indixino d’agoslo, [..]. In fra 4 di xarö & Baxileat.“219 Das letzte Indiz, das zur Identifizie— 77 Im Jahre 1433 erstellt er die ]ahreshilanz von Rom: AST. Estranei, n. 490 78 Roovcr‚ 11 bauen Medici (wie Anm. 10), S. 304. 79 Ebda. 30 MAP, f. 153, n. 3. 81 Camerani Marri, Documenti (wie Anm. 21), Nr. 148—150, S. 59. 82 Ehda. 83 5035. St. Urk.. Nr. 1275. 84 Roover, 11 bunco Medici (wie Anm. 10), S. 304; Losi. Rapporti dei Medici (wie Anm. 3). S. 187. 85 Ehrenspcrgcr, Bascls Stellung im internationalen Handelsverkehr (wie Anm. 2). S. 281: ,.Ob er sich hier aber nur vorübergehend aufhie1| oder in näherer Beziehung zum Basler Büro stand. ist aus dem zugrunde1iegenden notariellen Aktenstück nicht ersichtlich." 86 MAP. f. 97, Nr. 5. 87 Camerani Marti, Documenli (wie. Anm. 21), Nr. 148-150. S. 59. 88 StBS. St. Urk.. Nr. 1275. 89 Bergier, Letlres genevoiscs (wie Anm. 11), S. 289f. Die Bank von Cosimo und Lorenzo de’Medici am Basler Konzil 365 rung des Geschäftsführers in den Jahren nach 1441 beitragen kann, ist die Tatsache, daß Anfang 1444 ein Faktor namens Lorenzo Nettoli damit beauf- tragt wurde, Bargeld von Genf nach Florenz zu transportieren.°° Alle diese Feststellungen führen mich zu einer von der bisherigen Forschung abweichen— den Darstellung der letzten Jahre des Bankbetriebes in Basel: Auf Giovenco della Stufa folgte ein Faktor namens Lorenzo di Giovanni Nettoli als Geschäfts- führer. Die Geschichte der Basler Mediei-Niederlassung muß bis 1444 weiter- geschrieben werden und kann nicht bereits mit dem Jahre 1443 abgeschlossen werden. Daß Gherardo Bueri, Bankier in Lübeck, noch 1448 Briefe an die Medici nach Basel geschickt haben soll, beruht auf einem Lesefehler, den Sieveking machte.gl Über Lorenzo di Giovanni Nettoli ist bislang gar nichts bekannt, was über die Zeit seiner Tätigkeit in Basel hinausgeht.92 Die drei genannten .,fattore“ waren weder am Gewinn noch am eventuellen Verlust beteiligt. Da für sie keine Gehaltslisten überliefert sind, ist die Höhe ihres Salärs nicht mehr ermitte1bar. Aueh die Frage, ob sie zusätzlich eine Provision oder eine Gratifikation erhielten. kann nicht mehr gek1ärt werden, Um im Namen von Cosimo arbeiten zu können, waren sie sicherlich mit der Prokura ausgestattet.93 Über ihre Entscheidungskompetenzen ist nichts Gesi- chertes überliefert. Einzig ein Brief von Kardinal Cesarini an Cosimo zeigt, daß bei sehr großen Geschäften die Zustimmung der Zentrale notwendig war.94 Diese holten sie wohl auch bei finanziell oder politisch risikoreiehen Geschäf- ten ein.95 Daß man nach Basel ehemalige Faktoren der Filiale bei der Kurie schickte. bedingte sicherlich die Art der Geschäfte. die man hier lätigte. Martel— li und della Stufa hatten in Rom den Umgang mit hohen Kirchenherren kennen» ge1ernt. Sie kannten die Wünsche und Eigenarten dieser Kundschaft nnd wuß- ten, wie man mit ihr zusammenarbeiten mußte. Von großem Vorteil war se1bst- verständlich auch. daß ihnen viele Konzilsteilnehmer bereits aus Rom persön— lich bekannt waren, was den geschäft1ichen Umgang zwischen den Bankiers und ihren Kunden sehr erleichterte. Unterstützt wurden die Faktoren von den „giovani“, untergeordneten Ange- stellten. Ihre Aufgaben bestanden im Transport von Wertsachen zwischen den verschiedenen Geschäftsste11en und der Ausübung weniger vertrauensvoller Chargen (Sekretariat, Nebenbuchhaltung, Bereitstellen und Versand von Wa- 90 Rnover, 11 hauen Medici (wie Anm. 10). S. 402. 91 Bei Sievcking. Die Handlungsbücher der Medici (wie Anm. 3). S. 28: „Am 10. September 1443 nimmt Gerhart Bueri bezug auf einen Brief. den er am 3. August durch seinen Diener Francesco über Basel gesandt habe.“ — Dann bci Wackcrnagel, Geschichte der Stadt Basel, Bd. 2 (wie Anm. 9), S. 512: ‚. noch 1448 ist sie hier.“ — Ähnlich bei Franz Ehrensperger. Die Mediei-Bank im spätmittelalterlichcn Base], in: Basler Stadtbuch 1971. Basel 1971, S. 76—82, S. 79. — Der Brief (MAP. (. 13, n. 66) stammt aber zweifelsfrei aus dem Jahre 1440. Vgl. MAP, f. 13, Nr. 66. 92 Vgl. dazu das Kapite13.1. 93 Paolo Emiliam Giudici, Storiu pulitiea dei municipi italiani. 2 Bde. Firen7.e n. }. In Bd. 2. S. 713. zitiert er eine entsprechende Bestimmung aus den ,.Staluti dell‘Arle di Ca1ima1a“. 94 MAP, f. 12. Nr. 417. 95 MAP, f. 20, Nr. 50. 3 66 Kurt Weissen ren usw.). In Basel treffen wir mehrfach auf den ‚.giovane“ Piero Malzi, der während seiner ganzen Tätigkeit im Medici—Unternehmen nie zum „fattore“ aufstieg. Neben dem eigentlichen Bankpersonal verfügten die Geschäftsleiter über einen „famiglio“ (Diener) und einen „cuoco" (Koch). Wie viele Leute der Personalbestand insgesamt umfaßte, ist nicht mehr festzustellen. Nur für das Jahr 1442, als die Bank nur noch reduziert arbeitete, weiß man, daß neben Lorenzo Nettoli noch ein ,.giovane“ (Zacheria Müller)"" , ein „euoeo“ (Iarmi) und ein ,.faneiullo“ (=famigho. Giovanni Ciedeler) auf der Gehaltsliste stan— den.97 Auf dem Höhepunkt des Geschäftsumfanges muß das Personal bedeu— tend umfangreicher gewesen sein. 4. Gesc'häftsdokumente98 Im Staatsarchiv von Florenz werden verschiedene Bücher und Hefte aufbe- wahrt. die aus der Medici-Fi1iale in Basel stammen oder Hinweise auf sie enthalten. Das berühmteste ist das .,libro segreto giallo“, das schon mehrfach von Historikern beschriebene Hauptbuch des Gesamtunternehmens.99 Die Tä- 96 MAP. f. 104, Nr. 60, c. 599 97 Ebdn., c. 601. 98 Die Geschäftskorrespondenz läßt sich inhaltlich in Dokumente bezüglich Geschäfte der Medici mit dem Konzil a15 Körperschaft (MAP: f. 87. Nr. 9; f. 93. Nr. 555, 557; f. 139. Nr. 66. 148, 151; f. 148. Nr. 25; f. 149, Nr. 18. ASP. Diplom. Medicee 1aiche. 1438 August 31) oder mit Privatpersonen (MAP: f. 2. Nr. 520: 1'. 20, Nr. 655; f. 68. Nr. 641; 1'. 89, Nr. 23; 1'. 93, Nr. 606; f. 97, c. 15; f. 139. Nr. 95, 117.119.228;f. 150, Nr. 1. ASP. Diplom, Medieee küche. 1435 Juni 10; Archivio Guicc'tardini. Vcnturi 908. Lcttcrc a Jacopo Ventura. 1423-1458. — Im MAP sind eine Reihe weiterer Dokumente erhalten. we1c11efür die Konzilsgescliit:hte re1evant sind: MAP: f. 11. Nr. 548; f. 12. Nr. 173, 417, 433; f. 20, Nr. 72; f. 46. Nr. 10: f. 68. Nr. 588; f. 69, Nr. 595; f, 72. Nr. 436; f. 96, Nr.15; 1197. Nr. S.; f. 148, Nr. 43) unterscheiden. Darstellungen zur Typologie dieser Dokumen- te findet man bei Elder. Glossary (wie Anm. 64). Raymond de Roovcr‚1.’Evo1utinn de la Lettre de Change. XIVe—Xllle siécles. Ecole pratique des hautes études — V1e section. At't'aircs ct Gens d‘At‘t'aircs. Paris 1953, und Federigo Melis, Docutnenli per la storia econotnica dei secoli XIII XVI. Istitutn Internazionale di Storia economica „F. Datini“ Prato. Puhb1ieazioni — Serie 1. Documenti — 1. Firenze 1972: ders. Stille fonti tipiche della storia economica: per una particulure teenicu di lavoro delle storico (relativamente ai seco“ XIILXVII). In: Rassegna Economiea, XXXIX. 0.0. 1975. S. 307-332. Über die Urkunden des Basler Konzils und das Kanzleiwescn der Kirchenversammlung informiert man sich am besten bei Dephoff (1930). 99 Raymend de Roover, 1 libri segreti del Banco de' Medici, in: Archivio storico italiano. Bd. 107. Firenze 1949. S. 236-240: Roover. Il baneo Medici (wie Anm. 10), S. 5 und S. 68; Cornelio, 11 sistemu di aziende de’Medici (wie Anm. 3). — Die erste Transkription wurde von Prof. G. Cnrti angefertigt und befindet sich als Manuskript im Besitz einer Florentiner Verlegerin. Eine Publikation war geplant, ist aber bis auf weiteres nicht realisierbar. Die zweite findet sieh im Anhang zur unveröffentlichten Dissertation von Cornelia, 11 sistema di aziende de‘Medici (wie Anm. 3). Die Bank von Cosimo und Lorenzo de’Medici am Basler Kunzi1 367 tigkeit der Bankiers in der deutschen Konzilsstadt findet hierin mehrfach ihren Niederschlag. Der Jahresabschluß der Bank „Giovanni Benei e eonpagni in Baxilea“ vom 24. 3. 1442 ist das interessanteste Dokument für die Geschichte der Medici in Basel. Neben Angaben über Buchhaltung, Spesen, Personal usw. erfährt man darin sehr vieles über die Geschäfte und Kunden der Bank. Solche Bilanzen. die nur in geringer Zahl erhalten geblieben sind, wurden von den Filialen jährlich erstellt und dienten der Zentrale in Florenz als wichtigstes Kontrollmittel über die Filialdirektoren. Typisch für diese Bilanzen ist, daß für jedes offene Ge- schäft angegeben werden mußte, wie groß die Erfolgsaussichten waren und wer das Geschäft getätigt hatte, damit der Verantwortliche nötigenfalls zur Rechen- schaft gezogen werden konnte. Ein Papierheft von 52 Blättern, dessen erste 40 Seiten buchhalterische Aufzeichnungen aufweisen. wurde zwischen dem 13. Dezember 1433 und dem 27. Juni 1434 von Roberto Martelli in Basel geführt?°"Welchem Zweck dieses Heft allerdings genau diente, ist nur schwer zu erkennen. Im Text selber finden wir den Ausdruck ‚.stratto“, was soviel wie „Inhaltsverzeichnis“ bedeutet.101 Bei de Roover findet sich die Bezeichnung .,wastebook“3”13eide Benennun- gen helfen aber nicht weit. denn wir finden weder ein Verzeichnis des Kassen- inhalts, noch ein reines Verzeichnis von Ausgaben. Genauer ist die Überset— zung von Corti. der es als ..stracciafoglio“103 katalogisiert. In Wahrheit haben wir es mit einem „memoria1e“ zu tun, wie es von Florence Elder definiert wurde.‘°“ Das Heft diente der Aufzeichnung von kleinen Geschäften im Wech- selverkehr und von kleinen Einnahmen und Ausgaben, die keinen Eintrag in die Hauptbüeher erforderten oder erst als Gesamtgeschäft verbucht wurden. Die Einträge sind ungeordnet, d. 11. nicht nach Ein- und Ausgaben getrennt. War ein Geschäft erledigt, so wurde der Eintrag einfach dnrchgestrichen. Als erledigt galt eine Notiz, wenn das Konto ausgeglichen war oder in ein anderes Buch übertragen wurde. Dieses Heft gibt also nur einen unvollständigen Überblick über den Geschäftsumfang. Es ist nur in bezug auf die einzelnen Geschäfte von Interesse, für die es Rückschlüsse auf die Kunden der Bank und auf die Bankspesen zu1äßt. Ein Rechnungsbueh, das 1436 in Venedig geführt wurde. verzeichnet alle Bargeldgesehäfte (Einnahmen und Ausgaben). die aufgrund von ,.1ettere di cambio“ oder „per altre chagioni“ erfolgten.'°5 Das Dokument liefert genaue 100 Das Heft wurde mit einer von Roberto Martclli erstellten Iahresbilanz der R‘omer Filia1e verglichen, die sich in Florenz. im Archiviu delle Speda1e degli 1nnoeenti (Estranei. n. 490) befindet. Diese Biian7. stammt vom Ju1i 1431. 101 MAP. f. 131‚Nr. 2. 102 Rouver‚ The Rise and Decline (wie Anm. 3). S. 394. 103 Rnnver. 11 hanen Medici (wie Anm. 10), S. 583. 104 Edler. Glossary (wie Anm. 63), S. 174. 105 MAP, f. 134,21). 368 Kurt Weissen Angaben über die zwischen Basel und Venedig in diesem Jahre abgewickelten Wechselgeschäfte. „Lettere private“ wurden in der Regel vom Filialdirektor persönlich verfaßt und richteten sich an die Medici selber oder an die Generalmanager.106 Nach genauem Bericht über die letzten Daten des Briefwechsels folgen Mitteilungen über private, wirtschaftliche und politische Vorgänge. welche nach Meinung der Filialleiter für die Maggiori in Florenz von Interesse waren. Für die Gene— ralmanager und die Medici waren die „lettere private“ ein wichtiges Instru— ment, durch das sie nicht nur ständig über die Tendenzen des internationalen Handels und die Tüchtigkeit ihrer Angestellten in den Filialen informiert wa- ren, sondern gleichzeitig schnell und zuverlässig über die ganze europäische Politik unterrichtet wurden. Aus Angst, die geheimen Nachrichten an die Vor— gesetzten könnten in falsche Hände geraten, sind Schlüsselstellen häufig durch den Gebrauch eines Namenkodes unverständlich gemacht. In der Basler Korre- spondenz stößt man auf Kodenarnen wie ..Gioioso". ,.78“, „Ze“. ,.Ur“. Die .,1ettere di compagnia“107 richtete der Filia1direktor oder einer seiner Angestellten an die Zentrale oder eine andere Fi1iale. Sie enthalten oft Dutzem de von Anweisungen und Mitteilungen rein geschäftlichen Charakters: Notizen über Geldanweisungen, Auszahlungen. Warensendungen. Empfangsbestätigun- gen usw. Politisches und Persönliches fiel meist völlig weg. Typisch ist für die „1ettera di compagnia“ weiter, daß am Schluß eine Aufstellung über die aktuel» len Wechselkurse des Ortes angeführt wurde. um die angeschriebene Filiale über die Entwicklung des Geldmarktes auf dem Laufenden zu halten. Die Briefe gingen in der Regel zuerst an einen Filialdirektor, der sie dann an seine Angeste11ten weitergab, damit jene ihre Buchhaltung nachfiihren oder Waren- sendungen bereit machen konnten. Waren al1e Aufträge ausgeführt, so war die ,.1ettera di eompagnia“ nieht mehr von Bedeutung. Dies ist wohl der Grund dafür. daß nur sehr wenige dieser Briefe bis heute erhalten geblieben sind. 5. Geschäfte mit Privatpersonen 5. ] Depositengeschäfz‘e Die wichtigste Aufgabe einer Bank war schon im Mittelalter die Ansamm- 1ung von Kapital. mit dem sie arbeiten konnte, (1. h. gewinnbringend weiterlei— hen oder investieren. In Basel finden wir zwei Varianten dieser Einlagen. Die erste basiert auf dem Wunsch des Kunden, Gelder, die er für seinen Lebensun- terhalt in der fremden Stadt brauchte, von seinem Wohnort nach Basel zu transferieren und hier sicher und — wenn mög1ieh — gewinnbringend anzulegen, bis er sie brauchte. Ein Beispiel für diese Art eines Depositengeschäfts stellt die 106 MAP. f. 11. Nr. 543. 609. 611. 618;1'.13. Nr. 66. 74, 77. 114: f. 20. Nr. 50. 55, 76. 107 MAP. I. 88. Nr. 119. Die Bank von Cosimo und Lorenzo de’Medici am Basler Konzil 369 Einlage des Kardinals de la Plaigne dar. der fi. 2.040 s. 6 eingelegt hatte und bis zu 40 Dukaten im Monat davon abhob.103 Aus den Aufzeichnungen geht aller- dings nicht hervor, ob der Kardinal dafür einen festen Zins erhielt oder eine andere Vergütung stattfand. Die hohe Summe des Kardinals stellt eine Au snah— me dar für die späten Jahre der Medici—B ank in Basel. Alle anderen Depositen« geschäfte hatten einen bedeutend kleineren Umfang (zwischen fi. 1 und fi. 334). Auch diese kleinen Einlagen waren offensichtlich für das Bestreiten des Lebensunterhaltes bestimmt. Man trifft daher mehrfach auf die Formulierung „alla giornata li prende“: „Er holt es nach und nach ab“.‘09 Diese Art von Geschäften hat sicherlich eine ganz wesentliche Rolle in der Geschäftspraxis in Basel gespielt. Auch für die Jahre 1433—1434 sind mehrere derartige Transak- tionen nachzuweisen. So hatte ein Prior von Carpentrasse ein Guthaben von 21 Gulden. das er in Stückelungen von 6, 4 und 11 Gulden abhob, wofür er sich zwei Monate Zeit ließ.“° Auch hier ist keinerlei Spur eines Profits für den Einleger zu finden. Dies könnte einerseits auf das Verbot der Kirche, feste Zinsen zu zahlen, zurückzuführen sein. Das Verbot der Kirche führte dazu. daß die Bankiers die bezahlten Zinsen in der Buchhaltung versteckten, z. B, durch Diskontieren. Andererseits ist es durchaus möglich, daß die Bank wirk1ieh keine Zinsen für diese Einlagen gab, denn sie konnte mit diesen Geldern nur wenig arbeiten, da der Kunde sein Ge1d jederzeit wieder zurückverlangen konnte. Für den Einleger muß die Zinslosigkeit nicht unbedingt ein Nachteil gewesen sein, kam es ihm doch vermutlich vor allem darauf an, sein Geld an einem sicheren Ort verwahrt zu wissen. Bankdepots dieser Art stellten mögli— cherweise nur eine reine Dienstleistung des Ge1dinstituts gegenüber den Kun- den dar. Die zweite Art von Depots nannte man „depositi vincolati“. Dabei hinter- legte der Kunde eine meist bedeutende Summe bei der Bank, die damit unge— bunden arbeiten konnte. Wie dieses Geschäft in der Praxis funktionierte, wird an einem Beispiel deutlich: Der Bischof von Barcelona. Simon Salvador, wollte im Jahre 1439 bei den Medici 4.000 due. & camera hinterlegen, die er für minderjährige Neffen verwaltete.“' Sein Wunsch war es, dafür am Geschäfts— kapital beteiligt zu werden und eine prozentuale Gewinnbeteiligung zu erhal— ten. Giovenco de11a Stufe, dem dieses Anliegen unterbreitet werden war, ver- wies den Bischof an Cosimo selber, da dies seine Kompetenzen überstieg. Gleichzeitig schrieb der Fi1ialleiter aber einen Brief an die Zentrale nach Florenz, in dem er vorschlug, dem Bischof nur einen festen Jahreszins von 5% auszubezahlen, womit jener sicher zufrieden sein werde: „[...] . credo ne rimar- rä contento, [...]“f”2 Ob dieses Geschäft zustandegekommen ist, wird nirgends überliefert. Dennoch ist dieser Fall interessant, weil er die beiden Möglichkei— 108 MAP, (. 104, Nr. 60, c. 601. 109 Ehda.‚ e. 600. 110 MAP. f. 131, Nr. 2. e. 3. 111 MAP.f.13.Nr. 114. 112 Ebda. 370 Kurt Weissen ten der .‚depositi vincolati“ zeigt: Teilhaberschaft mit Gewinnbeteiligung oder stille Einlage mit festem Zins. Es ist zweifelhaft. ob in Basel selber derartige Depots errichtet wurden. Festanlagen wären in Basel, wo man nicht wußte, wie lange das Konzil dauern würde, nicht sinnvoll gewesen. Die Konzilsbank hatte wohl nur eine Vermitt— lerfunktion zwisehen Investoren und anderen Medici—Filialen. Wenn man über— haupt vinkulierte Depositengesehäfte tätigte, dann sicherlich nur Terminge- schäfte. d. h., das Kapital wurde nur für eine vertraglich geregelte kurze Zeit hinterlegt. 5. 2 Handel mit lettere di cambio Eine wichtige Funktion der „lettera di cambio“ war die Währungsspekulati— on. Dabei kaufte ein Datore (auch Remittente oder Numerante) bei einem Prenditore (auch Traente) einen Wechsel zum ortsübliehen Kurswert. Dieser Wechsel sollte an einem bestimmten Tag an einem anderen Ort vom Partner des Prenditore, dern Pagatore (oder Trattario), dem Partner des Datore‚ dern Bene- ficiario. zum dort üblichen Wechselkurs ausbezahlt werden. Da die Wechsel- kurse Schwankungen unterworfen waren, konnte keine der Parteien ihren Ge- winn vorausbereehnen. Erst wenn durch einen zweiten Wechsel das Geld wieder in den Händen des Datore war, stand Gewinn oder Verlust fest. Ein vollständiges Wechselgeschäft bestand folglich aus zumindest zwei ..1ettere di cambio“. Um das Geschäft zu verlängern, wurden häufig auch mehrere Bank- p1ätze miteinbezogen. so daß Drei— oder Viereckgesch'zifte daraus wurden. In einem Rechnungsbuch der Mediei—Bank von Venedig aus dem Ge— sehäftsjahr 1436/37'13 findet man zahlreiche Belege für Handel mit Wechsel— briefen, in welche auch die Basler Niederlassung involviert war. Als Beispiel soll ein Geschäft vom Februar 1437 dienen,“4 als die Filiale in Venedig bei Arighino Panicheruola eine 1ettera di eambio zum Kurs von 49 Grossi für den Dukaten kaufte. Der Wechsel wurde dem Pagatore, ‚.Filipo Borromei e compa— gni“, nach Brügge geschickt, wo ihn die Bardi im Auftrag von Basel, das Beneficiario war. einlösen sollten. Den nächsten Schritt. den Wechsel von Brügge zurück nach Basel, finden wir nicht aufgezeichnet. weil für die Euch— haltung in Venedig das Geschäft in Brügge beendet war.‘15 Die „lettera di cambio“ hatte aber aueh die Funktion einer Zah1ungsanwei- sung, die eine Bank im Auftrag eines Kunden ausführte. So kaufte am 21. August 1436 „Giovanni Ameionch da Basilea“ bei der Basler Mediei—Bank einen Wechselbrief zum Wert von L. 100.116 Diesen löste er selber am 20. September in Venedig bei der dortigen Filiale wieder ein. Man kann also 113 MAP, f.134‚ a). 114 Ebda., c. 135. 115 Weitere Geschäfte dieser Art mit Florenz: MAP. f. 104. Nr. 2. 116 MAP, f.134. a), e. 70. Die Bank von Cosi1no und Lorenzo de’Medici um Basler Konzil 371 annehmen, daß der Kunde den Wechsel löste, weil er für seinen Aufenthalt in der Lagunenstadt Ge1d brauchte, das er aber nicht in bar auf der Reise mit sich führen wollte. Die „1etlera di eambio“ diente in diesem Fall als Reisescheck. Diese Verwendung von Weehselbriefen war für die Basler Filiale sicher von großer Bedeutung, da sie doch eine Kundschaft betreute, die viel unterwegs war. Vor allem Teilnehmer des Konzils haben sicherlich von diesem Mittel regen Gebrauch gemacht. In einem dritten Fall. der sehr häufig vorkarn, waren Datore und Beneficia- rio nicht die g1ejche Person Dies traf zu 3115 Heinrich Halbysen am 7. Dezember 1436 einen Wechsel über L. 40 in Basel kaufte, der am 22. Januar des folgenden Jahres von „Giovanni Bruno. fattore di Buolf Brumm di Franchofordia“ 111 Venedig bezogen wurde.“7 Die „lettera di cambio“ diente dabei als Zahlungs- anweisung an Dritte. Dieser Gebrauch des Wechselbriefes war vor allem für Kaufleute, die im Handel tätig waren, von großem Interesse, da sie dadurch an ihre Geschäftspartner oder an ihre ausländischen Niederlassungen Geld über- weisen konnten, ohne irgendein Risiko eingehen zu müssen Auch in umge— kehrter Richtung (nach Basel) wurden zur Zeit des Konzils viele derartige Überweisungen vorgenommen. Beneficiari waren dann die Teilnehmer des Konzi1s, die aus ihrer Heimat Geld für ihren L ebensunterhalt geschickt beka- men. Die Medici besorgten als Generaldepositare des Papstes auch Zah1ungsan— weisungen im Auftrage der Kurie. Bislang sind drei dieser Überweisungen nach Basel nachweisbär: Eine Zahlung an Kardinal Cesarini,‘ ”" eine an die griechi- schen Botschafter in Basel” und eine an den neugewählten Bischof von Basel.120 Wenn Datore und Beneficiario nicht die gleiche Person waren, so mußte der Beneficiario eine schriftliche Prokura erhalten. Am 21. Oktober 1434 ernannte zum Beispiel Sancius Fernandi in Florenz den Alfonsus Martini de Guelva zum Prokuratoren „ad exigcndum ab Johanne de Amerigo Bencii et soo. Basi1ee due. XL auri vigore littere cambii“ 1“ Oft kam es jedoch zu Schwierigkeiten, wenn sich der Pagatore weigerte, den Wechsel einzulösen. Dies geschah vor allem, wenn sich der Wechselkurs zwischen dem Datum der Ausstellung und der Einlösung zu Ungunsten des Pagatore verändert hatte. In diesem Fall konnte der Wechsel aber protestiert werden, und die Summe wurde dann am Ausstellungsort unter Vergütung aller Spesen zurückerstattet. Komplizierter war es im Fall eines Briefes, den die Basler ausgestellt hatten und den Iaeopo Thomucci in Nantes nicht bezahlen 117 MAP, f. 134. a). c. 129. 113 Valois, Le pape et le concii. Bd. 1 (wie Anm. 66), S. 119. 119 Ebda„ Bd. 2 (wie Anm. 66), S, 69. 120 StBS, Domstifl V. Nr. 57. — Über die Basler Bischöfe zur Zeit des Konzils vgl. Kurt Weissen, „An der suner ist ganz nuetl bezalt“. Landesherrschafl‚ Wirtschafl und Verwal- tung in den fürstbischöfliehen Ämtern in der Umgebung Basel. Basel 1994. 121 Camerani Marti. Documemi (wie Anm. 21). Nr. 100‚ S, 46, 372 Kurt Weissen wollte, weil er den Betrag schon anderen bezahlt habe und mit den Medici gar keine Geschäfte mehr mache. Wie dieser Streit ausgegangen ist, Wird nirgends berichtet, doeh könnte er leicht zu einer Anklage beim Florentiner Zunflgericht geführt haben.[22 Tabelle 1: Lettere di Cambio von Basel nach Venedig123 Datore Ausstellung Pagalorc Beneficiariu Auszahlung Wert Dauer Piero Bncliirich 28. 6. 36 Venedig Piero Bach1rich + Giovanni 28. 7. 36 L 20 30 Tage Brome di Franchoforda Matteo Bacchenden‘ 14. 7. 36 Venedig Matteo Bacchendens di 30. 7. 36 I... 40 17 Tage di Chulognu Cholognu 1achc-pn, 0511ch 15.6. 36 Venedig Piero Bachirich + 1. S. 36 L. 50 46 Tage della ehornna Giovanni Brome Ghuarnieri de11a 19 7, 36 Venedig Giovanni Charlini, fannre _ 2. R. 36 LGB 21 Tage Chiesa di Piero Dro‘vafl. 0 Banniomeo. ‘ famiglm di Ghuermeri deila Chiesa Ghuamieri della 19. 6. 36 Venedig Giovanni Charlini, fat!ore 7. 7. 36 L. 100 21 Tage Chicsa di Piero Devunil de Norinberg1m. o Bartolomeo. famiglin di Ghuernieri della Chiesa Giovanni Ameluneh! 21. S. 36 Venedig Ginvanni Amelnnch 20. 9. 36 L. 10 30 Tage da Basilezi Arigho E1bison ‘ 7. 12. 36 Venedig Giovanni Bruno. 28. 1. 37 L. 40 46 Tage fmture di Buuli'Brumm ; di Franchofordia Arighn E1himn 21. 1 37 Venedig Churado Dibur. o 15. 2. 37 L. 10 25 Tage Giovanni Dibur 13ng Stans 7. 1. 37 Venedig Churado Dibur. 15. 2. 37 L. 10 39 Tage vaanni Dihut da Strasbnrgho Messer Simone 24. 1. 37 Venedig Marche Dandolo 2. 3, 37 L. 20 37 Tage da Trcmo Über den Umfang des Handels mit den ,.1enere di cambio“ kann heute nichts Genaues mehr ausgesagt werden. Aussagekräftig sind die Spesen, die von den Baslem für das Versenden von Briefen ausgegeben wurden (siehe Tabeile 2). Da bei jedem Betrag. den die Bank den Kurieren bezahlte, auch der Herkunft& oder Zielort der Briefsendung angegeben wird, kann zumindest die geographische Weite der Basler Geschäfte genauer festgelegt werden. Es fällt 122 MAP‚1'. 20, Nr. 655. ASF, Diplom. Medicee laiche. 1437 Oktober 7. 123 MAP‚1'. 134.21), C. 89—91. In allen Fällen war Basel ,.Prenditore". Die Bank von Cosimo und Lorenzo de’Medici am Basler Konzil 373 dabei auf. daß nur Briefverkehr mit den größten Handelsplätzen in Europa bestand: Brügge, Genf, Barcelona, Avignon, Rom. Florenz und Venedig. Tabelle 2: Anzahl von Briefsendungen von und nach Basel Dezember 1433—Juni 1434'24 in Basel von Basel eingegangen abgegangen von Venedig 5 14 nach Venedig von Brügge 1 4 nach Brügge ; von Genf 0 4 nach Genf 3 von Bareeluna 2 2 nach Barcelona 1 von Avigrmn 1 1 nach Avignon von Rom 0 1 nach Rom von Florenz 0 1 nach Florenz Die hohe Zahl von Briefen nach Venedig beruht sicherlich auch auf der Tatsache. daß sich die Medici zu diesem Zeitpunkt selber in dieser Stadt aufhielten, so daß alle „lettere private“ dorthin geschickt werden mußten. Bestätigt findet man auch die Bedeutung Basels für den Verkehr mit Brügge und Genf. Auffallend ist, daß kein einziger Brief nach Deutschland ging. Dies kann wohl als Beweis dafür gelten, daß zu jener Zeit noch keine nennenswerten Beziehungen zwischen den Medici und deutschen Bankiers bestanden. Erst 1436 sind die ersten Belege dafür zu finden, daß deutsche Kaufleute die Basler Filiale als Vermittler von Geschäften beanspruchten. 5. 3Barkredite Über Kredite an Fürsten kann man keine verallgemeinernden Feststellun— gen machen, weil der Bankier dabei nicht an Geschäftsusancen und Zunftord— nungen gebunden war.125 Die Abmachungen zwischen dem Kreditgeber und seinem Kunden paßten sich den Umständen an. Von großer Bedeutung war die Garantie, die ein Debitor anbieten konnte. Am liebsten waren den Verleihern Edelsteine oder Schmucksaehen, wie Kronen oder auch reich verzierte Mi— tren.”"7 Auch Steuereinnahmen oder Pfründen wurden als Garantien gerne akzeptiert. War solches nicht vorhanden. verlangte man gute Bürgen, Die Basler Filiale hat sich an diesen Geschäften rege beteiligt. Von Kardi— nal Hugo de Lusignano, dem sie 1435 ein Darlehen von 1.100 Goiddukaten gewährte, erhielt sie als Garantie die Einkünfte aus der Abtei von Montevergine 124 MAP, f. 131, Nr. 2. 125 Reover. Il banco Medici (wie Anm. 10). S. 2011. 126 Ebda.. S. 20. 374 Kurt Weissen bei Avelline'27 In der Schuldanerkennung wurde das Geschäft als „nomine meri et amicabiiis mutui“ bezeichnet, was aber nicht mehr als eine euphemisti— sehe Umschreibung fiir Darlehen ist. denn selbstverständlich wollten die Medi— ci nicht auf einen Gewinn verzichten. Vier Monate später erhielt der gleiche Kirchenfürst ein weiteres Darlehen von 2.000 Golddukaten. für das er verschie- dene Schuldbriefe rnit einem Gesamtwert von fast 4.000 Goiddukaten als Garantie gab.IZR Wie wichtig bei diesen Abmaehungen das Vertrauen war, zeigt die Tatsa- che, daß in beiden Fällen kein Notar bei gezogen wurde. Die Verträge sind zwar auf Pergament geschrieben, aber die persönliche Unterschrift des Kardinals reichte als juristische Beglaubigung aus. Dieses Vorgehen hatte den Vorteil, daß das Geschäft bedeutend schneller und diskreter abgewickelt werden konn- te.129 Bei Kunden, die der Bank weniger gut bekannt waren. beanspruchte sie hingegen die Dienste von Nntaren.”° Die großen Darlehen waren sehr risikoreich. Durch äußere Einwirkungen wie Kriege, Tod eines Fürsten usw. konnte die Rückzahlung verzögert werden oder ganz ausbieiben. Das berühmteste Beispiel ist der Zusammenbruch der Bardi-Bank im Jahre 1346, der auf eine nicht eintreibbare Schuld von mehr als einer Million Fiorini der Könige von England zurückzuführen ist.131 Für die Basler Filiale bestand vor allem die Gefahr, in Liquiditätsschwierigkeiten zu geraten, wenn die großen Darlehen nicht pünktlich zurückgezahlt wurden. Es ist daher verständlich, daß sich die Maggiori in Florenz Sorgen machten, wenn sie hörten, die Basler hätten Probleme mit großen Debitorenausständen. Im Dezember 1434 verlangten sie von Roberto Martelli Auskunft über ein Darle- hen von 2.550 Dukaten, das zwei nicht genannten Kardinälen gewährt worden war.'32 Martelli beruhigte sie, indem er ihnen versicherte, 1.000 habe er bereits 2urüekerhalten. und für den Rest habe er ausreichende Sicherheiten. Zudem hätten die Maggiori so vie1e Freunde, daß dieses Darlehen unmöglich verloren gehen könne. Unter dem Druck der Zentrale trieb die Bank in Basel die Schulden sehr streng ein. Robeno Martelli mahnte so auch den Kardinal Alemandi wegen einer großen Schuld mit unverblümten Worten.133 Der hohe Herr mußte ihn aber um einen Monat vertrösten‚ denn noch erwartete er eine Summe von 5.000 Dukaten, die er vollumfänglich bei den Medici zu deponieren versprach. Weite— 127 Camerani Marri. Documenli (wie Anm. 21), Nr. 105, S. 47. 128 Ebda.. Nr. 111, S. 49. 129 Vgl. Melis. Traccc di una storia cconomica (wie Anm. 46). S. 59. 130 Beispiel: Camerani Marri, Documenli (wie Anm. ll). Nr. 102. S. 46. 131 Roberto S. Lopez. The Commercial Revolution of the Middle Ages. 950-1350, London 1971, S. 135. 132 MAP, (. 20, Nr. 50: „Ahiate per fermo che quelii debitori ci si san falti aranno fine buono e prcsto, e per l‘avenire farö ongni eosa per non ne far piii.“ 133 MAP, [. 20, Nr. 50: „Ö demo 111 ehardinuie quanto quele v‘é grave e che dovrebbe provedere di non farvi mama)! pi1‘i incnmoditä dei vnslri danari." Die Bank von Cosimo und Lorenzo de'Medici am Basler Konzil 375 re Schwierigkeiten mit so hoehgesteiiten Persönlichkeiten sind für die Basler Zweigniederlassung nicht belegt. Doch nicht bei allen Darlehen ging es um so große Beträge. Der Jurist Franciscus de Bossiis erhielt im Januar 1435 fi. 40. Da er einen Kardinal und zwei Bischöfe als Bürgen gewinnen konnte. wurde eine weitere Garantie von ihm nicht verlangt.134 Von unbedeutenden Leuten, die keine Bürgen vorweisen konnten, verlangte man handfeste Garantien, nämlich die Hinterlegung eines Pfandes. Vom Jahre 1442 ist eine Aufstellung der deponierten Pfänder erhalten („Apresso serivereni i pengni ci troviamo [...]“).l35 Die Pfänder sind zum großen Teil goldene Ringe oder andere wertvolle Gegenstände, unter anderem auch eine Bibel. Ihr Gesamtwert beträgt fi. 132 s. 4. Die Kunden sind fast ausnahmslos Angestellte und Diener von hohen Persönlichkeiten oder des Konzils: der Arzt des Kardinals von S. Martino, der Kurier des Kardinals Condulmaro, der Soldan des Konzils usw. Diese Geschäfte waren sehr sicher, da das Pfand den Wert des Darlehens immer bei weitem überstieg: „ [...] e tutti sono buoni, eioe senza nostro perichoio.“‘36 Ganz ungewöhnlich für ein F1orentiner Großbankhaus ist die Tatsache, daß man in Basel auch Gegenstände des täglichen Bedarfs, die keinen eindeutig festsetzbaren Wert besaßen, als Pfand entgegennahm. Normalerweise bestand nämlich eine strenge Trennung zwischen Bank und Pfandleihanstalt (baneo di pegno/a pannello und banco grosse).137 Es war Aufgabe der „banchi di pegno“, das nicht sehr angesehene Pfandleihgesehäft mit kleinen Leuten zu betreiben. In Basel aber nahm die Medici Bank von einem „Arnoldo Ricenchux“, der ihnen fi. 15 schuldete. einen Mantel als Pfand.133 Da dieser Schuldner sein Darlehen nicht zurückbezahlen konnte und der Mantel keine Käufer fand, mußte die Schuld für die Bank als verloren gelten. Ähnlich ging es ihr mit Heinrich, einem Pferdehändler‚ der einen Zeugen nannte, der bestätigen konnte. daß er der Bank für eine Schu1d eine Trense als Pfand hinterlegt hätte. Obwohl die Kreditgeber dies bestritten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als auch diesen Betrag bei den Verlusten zu verbuchen.139 Das Rechnungsbuch von 1433/34 verbucht vie1e Kleinkredite, bei denen sich keine Angabe der Garantie findet.”0 Unter der Kundschaft sind vor allem kleine Kleriker und einige Bürger der Stadt Basel: 2. B. Bureardo.““ Hans Smel.142 Es sind auch einige höhere Kleriker als Kreditempfänger erwähnt, doch gewährt man diesen nur selten Darlehen wie der Patriarch von Alexandria 134 Camerani Marri. Dncumenti (wie Anm. 21), Nr. 102. S. 46. 135 MAP. f. 104. Nr. 60. e. 602. 136 Ebda. 137 Roover, [] banco Medici (Wie Anm. 10), S. 20. 138 MAP. f, 104, Nr. 60, c. 601. Arnold von Reichenstein? 139 Ehda.‚ c. 599. 140 MAP, f. 131. Nr. 2, c. fo. 141 Ebda.‚ c. 8. 142 Ebda.‚ c. 5. 376 Kurt Weissen eines erhielt: „ [...] i qua’li prestiamo.“'43 Hier scheinen vielmehr Waren für die hohen Herren eingekauft werden zu sein, deren Preis man für sie vorstreekte: „Il cardinale di Piagienza de’ dere fi. due di reno, per lui al dipintore.“l44 Neben Teilnehmern am Konzil und verschiedenen Bankiers von vielen Bankplätzen Europas wurden auffallend vielen Basler Metzgern Darlehen ge- währt 1433 und 1434 nahmen .,Ruedi“, ,.Ans Puchel“, „Hans Sme1“. „Burchar- do“, „Obize Glauche“ und „Sechinger“ Geld bei den Medici auf.145 Der Grund für diese Geldaufnahmen ist sicher im stark angewachsenen Fleischbedarf in der Stadt während des Konzils zu suchen. Diese Veränderung des Marktes zwang die Metzger zu großen Einkäufen, die bis weit über die Grenzen der Umgebung der Stadt hinaus getätigt werden mußten.146 Nur in einem Fall ist das Einkaufsgebiet anhand der Eintragung in der Buchhaltung genauer festzu- stellen; „Sechinger“ erhielt das Darlehen in Basel in der Währung von Burgund ausbezahlt, so daß angenommen werden kann. daß er seine Ware in jenem Gebiet einkaufte: „ [...]contante in moretti di Borgongnia.“147 Mit vielen der kleinen Schuldner gab es Schwierigkeiten, wenn die Rück- zahlung des Kredits fällig wurde. Diese sind einerseits auf die Vergabe von Krediten an Personen zurückzuführen, die sieh nur vorübergehend in Basel aufhielten und ohne Begleichung ihrer Schuld wieder abreisten. Einem „Messe- re Stanxixlao, proposto di Trento“ hatte Roberto Martelli fi. 12 s. 10 a13 Darlehen ge geben.148 1442 war dieser Betrag noch nicht zurückgezahlt. Da man kein Pfand von ihm hatte und er sich auch nicht mehr in Basel aui'hielt, blieb der Bank nichts anderes übrig, als diesen Betrag als Verlust zu verbuchen: „ [...] e agevolmente si perderanno.“ Eine andere Gruppe von Debitoren hatte Geld im Hinblick auf ihr Ansehen oder die zu erwartende wirtschaftliche Blüte erhalten. Wenn sich diese Bedingungen aber änderten. geriet die Bank 1eicht in Schwie- rigkeiten. So konnte man von einem Bischof, der seinen Amtssitz in Volterra verloren hatte, kein Geld mehr erwarten. da er nun nicht einmal mehr genügend hatte, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können: „[...] perché ä fatica di vivere“.149 Auch Basler Kaufleute gerieten in Zahlungsnot, weil sie die wäh« rend der Hochkonjunktur aufgenommenen Kredite naeh der Spaltung des Kon— zils nieht mehr zurückzahlen konnten. Belegt ist das Beispiel des Giuliano Baratti. der von Martelli fi. 280 erhalten hatte. Im Jahre 1442 ging es Baratti. einem kleinen Händler, so schlecht, daß er nur noch mit Mühe das Lebensmit- wendige auftreiben konnte. Hätte die Bank sein verpfändetes Gesehäflslokal verkauft. so hätte sie nach Meinung des Buehhalters nicht einmal fi. 100 dafür bekommen.150 143 MAP, f.131‚ Nr. 2. c. 4. 144 Ebda., c. 9. 145 MAP,1'.131. Nr. 2. 146 Paul Koelner. Die Metzgernzunft zu Basel. Basel 1948. S. 3611. 147 Ebda.. S. 69. 148 MAP‚ f. 104. Nr. 60. e. 599. 149 Ebda. 150 MAP, f. 104. Nr_ 60, c. 599. Die Bank von Cosimo und Lorenzo de'Medici am Basler Konzil 377 Wurde die Schuld nur wegen Zahlungsunwilligkeit nicht getilgt, so ging das Institut mit allen Mitteln gegen den Debitor vor. Häufig ließ man dann den säumigen Zahler dureh das Konzil exkommunizieren. Um dieses Mittel mög- lichst wirksam zu machen, wurden die Exkommunikationsurkunden am Mün- ster angeschlagen?“ Dies tat man vor allem bei geistlichen Herren wie dem „messere lacopo, eletto di Santo Andrea inn lxcozia“.152 Bei Laien scheint der Ausschluß aus der Kirche hingegen nicht so viel Eindruck gemacht zu haben, wie der Bilanz von 1442 zu entnehmen ist, wo es heißt: „Vero e che uno altro fidigiuxore e 1aico e se pure fosse prete, pure se ne arebbe qualche speranza.“”3 Die durch das Konzil ausgesprochenen Exkommunikationen ver1oren wohl auch viel von ihrer Kraft, als die Kirchenversammiung nieht mehr allgemein anerkannt war. In der Buchhaltung werden nie Zinsen erwähnt: Tomaso Boni schuldet s. 5 und soviel zahlt er auch zurück.154 Es ist wohl anzunehmen, daß die Medici hier das Darlehen diskontierten, d. h. ins Reehnungsbueh schrieb man „s. 5“, ausbe- zahlt wurde aber nur ein Teil der Summe. Daß dies eine bei den Konzilsban— kiers übliche Praxis war, erfährt man aus einem Brief von Coinmann Knapp: „Item a quodam mercatore florentino recepi mutuo super instrumento quod haben a dominaeionibus vestris, euius eopiam presentibus coniunxi XL flor. Ren. sub penis camere solvendos, et mercator scribit in Registro suo XLIII et isti tres veniunt pro usura seu reverencia eidem mereato“.155 5. 4 Warenhandel Die Medici—Bank unterscheidet sich vom modernen Bankbetrieb u. a. darin, daß sie auch Warenhandel betrieb und Transport— und Versicherungsgeschäfte ausführte. In der Sekundärliteratur stößt man daher häufig auf den Begriff „mercanti—banchieri“ oder Merehant—bankers.,156 was sicher eine umfassendere und treffendere Berufsbezeichnung ist als das deutsche .,Bankier". Was die Medici in Basel feilhalten ließen, war ganz auf die Bedürfnisse der klerikalen Kundschaft zugeschnitten: goldene Tassen und Kelche, silbrige Löffel usw.;l57 daneben hatte man ein großes Lager an teuren Stoffen aus London, Alexandria und Rouen, vor allem aber aus den eigenen Manufakturen in Florenz.158 lm Stock befanden sich sogar zwei Bischofshüte („II eape11i da vescovi, cholii 151 MAP. f. 131. Nr. le. 8. 152 MAP,1'. 104, Nr. 60‚c. 599. 153 Ebda. 154 MAP‚1'. 131.Nr. 2,e.9. 155 H. ]. Zeibig‚ Beiträge zur Wirksamkeit des Basler Concils in Österreich. in: Sitzungsbe- richte der philosophisch—historischen K1asse der Kaiserlichen Akademie der Wissen- schaften. 8. Bd. Wien 1852. S. 515-616, S. 568. 156 Roover, 11 banco Medici (wie Anm. 10]. S. 175. 157 MAP, f. 104, Nr. 60. c. 601. 158 MAP, f. 104, Nr. 60. c. 602. 378 Kurt Weissen cordoni, [...]“).159 Doch das Geschäft mit der geistlichen Kundschaft war nicht immer einfach. Roberto Marte11i hatte 1434 für den Kardinal Albergati einen teuren Stoff („domaschino binnen broecato d'oro“) in Florenz bestellt.160 Als das Tuch in Basel eintraf, war der Kardinal bereits wieder aus Basel abgereist, und Martelli blieb auf der Ware sitzen („mi restö adosso“). Da das Gold an den Rändern des Stoffes immer schwärzer wurde, wollte ihn auch kein anderer Kunde kaufen. Der Einkaufspreis des Tuches wurde dem Konto der Medici in Florenz belastet, und möglicherweise ist es derselbe, der in der Bilanz von 1442 erwähnt wird.161 Offensichtlich war Cosimo de‘Mediei mit dem Erfolg des Stoffhandels am Konzil gar nicht zufrieden. Nachdem ihm Roberto Martelli klagte, daß man in der Rheinstadt mit Tuchhandel keinen rechten Gewinn machen könne,162 wurde der Fi1ialleiter in Brügge, Bernardo Portinari, gebeten, in Basel eingelagerte Ware („alchuni broccati d’oro“) nach Brügge zu holen, wenn man sie dort verkaufen könne.”3 Ein eindrüekliches Zeugnis für den schlechten Verkaufser- folg findet man in der Bilanz für das Jahr 1441/42. in dern die Medici in Basel nur gerade fi. 25 s. 22 d. 5 durch den Warenhandei verdienten.164 Von Basel aus wurden auch Waren in den Süden Europas verkauft: Gold- waren nach Venedig[65 und Musikinstrumente nach Florenz.166 Die Handelsbi- 1anz konnte aber durch diesen Export nach Itaiien nicht ausgeglichen werden: was man nach Basel brachte, muß bei weitem den Wen des Exportierten überstiegen haben. Zur Tilgung dieses Defizites mußte die Bank von Zeit zu Zeit große Summen an Bargeld nach Florenz oder Venedig schicken.“17 Dieser Transport von Münzen vom Norden in den Süden, der typisch ist fiir die Marktverhältnisse im späten Mittelalter,168 erfolgte via Boten, die immer Ange» stellte, meist „giovani“, der Bank waren. Man findet in der Basler Buchhaltung versehiedentlieh Einträge über den Kauf und Verkauf von Pferden, Papier, Kerzen, Wein, Kleidern usw. Diese Rechnungsposten lassen nicht auf eine Beteiligung der Großbank am kleinen lokalen Handel schließen. Es ist anzunehmen, daß diese Transaktionen einen rein bankinternen Charakter hatten, indem sie für den Lebensunterhalt der Bankangestellten bestimmt waren. 159 MAP.1. 104. Nr. 60. c. 602. 160 MAP, f. 104, Nr. 60. c. 601. 161 MAP, f. 131, Nr. 2, c. 5. 162 MAP. f. 20. Nr. 50. 163 MAP, f. 68, Nr. 588. 164 MAP, f. 104. Nr. 60, c. 601. 165 MAP.1.131, Nr. 2, c. 4. 166 Bergier. Lettres genevnises (wie Anm. 11), S. 289f. 167 MAP. f. 20, Nr. 50. 168 Ruover‚ 11 bauen Medici (wie Anm. 10). S. 213ff. Die Bank von Cosimo und Lorenzo de'Medici am Basler Konzi1 379 5. 5 Transport- und Versicherungsgeschz'zfte Da es im späten Mittela1ter noch keine auf den internationalen Warentrans— port spezialisierten Unternehmen gab. mußten die Medici ein eigenes Trans- portsystem organisieren. Diese Aufgabe wurde von jungen Bankangestellten erfüllt, die den zum Teil recht gefahrvollen Weg zwischen den einzelnen Filialen zurücklegen mußten, um die oft sehr wertvollen Sendungen sicher an den Bestimmungsort zu bringen. Von den Erfahrungen, die diese Leute im Laufe der Zeit machten, profitierten sehr gerne Privatpersonen. So war es durchaus verständlich, daß die Bank gebeten wurde, den Sendungen der Medici auch noch anderes Gutbei1egen zu dürfen. Daraus entwickelte sich ein kleines Geschäft, an dem das Geldinstitut ohne großes Risiko einen, wenn auch gerin« gen Profit machen konnte. Um sicher zu sein, daß die Fuhrieute nichts entwen- delen, wurden detaillierte Verzeichnisse der zu transportierenden Kisten ange- fertigt. Ein solches Dokument stellt die einzige Queile dafür der, daß man auch von Basel aus solche Transportdienste erfüllte.169 Der Versand von Briefen wurde ebenfalls gerne den Kaufleuten überlassen, da diese sehr auf die Sicherheit ihrer Geschäftspost bedacht waren und daher als sehr zuverlässig galten. Mehrmals benutzte aueh das Basler Konzil die Medici— Bank als Postkurier, z. B 1436, als diverse Briefe nach Konstantinopel zu bringen waren.I7O Für ganz wichtige Briefe hatten die Bankiers ihre eigenen Kuriere, sonstige Post wurde den ordentlichen Boten mitgegeben.171 Zum Transpört von Waren und Wechselbriefen gehörte das Handeln mit Versicherungsverträgen. Cosimo de’Medici allerdings hat seine Leute immer davor gewarnt, sich an diesen Geschäften zu beteiligen.|72 Zeugnisse für die Tätigkeit von Medici-Filialen in diesem Branchenzweig sind daher sehr sehen. Es verwundert also nicht, daß man der Basler Filiale nur noch ein einziges Versieherungsgeschäft nachweisen kann: Für einen Transport der Firma Bardi in Brügge hat sie eine Versicherungsgarantie gegeben. Da die Waren unver— sehrt an ihrem Bestimmungsort ankamen, konnte die Prämie von fi. 28 als Gewinn verbucht werden.‘73 6. Tätigkeitfür das Konzil Das Konzil brauchte für seine Belange immer wieder größere Geldsum— men, die es durch das Ausschreiben von lehnten.174 Zwanzigsten175 und Abläs— 169 MAP, f. 68, Nr. 641. 170 MAP. f. 131. Nr. 2. c. 120. 171 Ebdu., 0.10. 172 Roover, 11 banco Medici (wie Anm. 10). S. 127. 173 MAP, f. 104.Nr. 60,13. 601. 174 Vgl. Eckstein, Zur Finanzlage Felix‘ V. (wie Anm. 3), S. 11; MAP, f. 139, cc. 41—42. 175 Concilium Basi1iense. Studien und Quellen zur Geschichte des Coneils von Basel. 8 Bde.. Basel 1896—1936 (CB), 111, 8.22; MC. 11, S.59111.;Vg1. Valois, Le pape et le concil, Bd. 1 (wie Anm. 66), S. 318, Anm. 3. 380 Kurt Weissen sen,176 durch das Einziehen der von Rechts wegen dem Papst zustehenden Annaten‚'77 durch Dispensationen, durch Citationen178 und durch obligatori— sehe (Übernahme eines festen Kostenamei1)179 oder freiwillige (Aufstellen ei- nes Opferstocks)180 Spenden der Konzilsteilnehmer zu decken versuchte. Das meiste Geld wurde für Gesandtschaften}“ Briefe,l82 Gehä1ter183 und das mili« tärische Engagement in den Kriegen gegen die Hussiten““ gebraucht. Obwohl sich die Versammlung im Laufe der Jahre eine eigene Finanzver- waltung“35 gab. war man doch auf die Mithilfe von erfahrenen Bankiers mit internationalen Beziehungen angewiesen. Neben anderen italienischen Bank- häusern186 wurden so auch die Medici zu ..depositarii“ des Konzils ernannt. Bereits am 22. September 1434 gebraucht Roberto Martelli die Formulierung: „[...] nei sareno loro depositari [...]“.1371n den Konziisprotokolien allerdings werden die Medici erst am 12. Juni 1436 zum ersten Male .,depositarii" ge— nennt.188 Zweifellos hat Roberto Martelli aber bereits im April 1434 mit dem Konzil geschäftliche Beziehungen unterhalten.189 Wie lange die Bank diese Dienste erfüllte, ist nicht genau zu datieren. Noch am 17. Juni 1443 verwaltete sie Konzilsgelder.“° Der Behauptung, die Medici hätten ihre Dienste nach der Verlegung des Konzils naeh Ferrara eingestellt, ist also auf jeden Fall zu widersprechen.191 Auf die einzelnen Geschäfte. die zwischen dem Konzil und der Medici- Bank abgewickelt wurden. kann hier nicht eingegangen werden. Es seien aber wenigstens die wichtigsten naehweisbaren Pflichten aufgezählt, die von der 176 Henry Charles Lea. A History 111'Aurieular Confession and 1ndulgenees in the Latin Church. Philadelphia 1896, S, 169—180; Nikolaus Paulus. Geschichte des Ablasses um Ausgange des Mittelalters. Paderborn 1923, S. 161 und 33811; Conrad Hanna, Die südwestdeutschen Diözescn und das Baseler Konzil in den Jahren 1431-1441. Erlangen 1929. S. 12—14. 177 Vgl. Eckstein, Zur Finanzlage Felix' V. (wie Anm. 3). S. 11. 178 Eckstein, Zur Finanzlage Felix‘ V. (wie Anm. 3), S. 11. 179 MAP. f. 12. Nr. 417. 180 MAP. f. 87. Nr. 9. 181 Dazu vor allem Werner Sicbcrg, Studien zur Diplomatie des Basler Konzils. Diss.. Heidelberg 1951. 182 MAP. f. 87. Nr. 9; f. 11. Nr. 611. 183 MAP, f. 139,N1.151;1.139‚ Nr. 66. 184 MAP.f.12‚ Nr.417. 185 Vgl. Lazarus. Das Basler Konzil (wie Anm. 3); Eckstein. Zur Finanzlage Felix’ V. (wie Anm. 3); Otto Richter. Die Organisation und Geschäftsordnung des Basler Coneiis. Diss.. Leipzig 1877. 186 Genannt werden als ..depositarii“ aueh Guillermus de Senis (CB. 11. S. 271). die A1berti und die de Verona (CB. IV, S. 1721'f.) (wie Anm. 175). 187 MAP. f. 20, Nr. 50. 188 CB (wie Anm. 175)‚1V.S. 172111 189 MAP.1‘. 12.Nr.417. 190 Camerani Mani. Doeumenti (wie Anm. 21 ). Nr. 149. S. 59. 191 So bei Haller. Beiträge (wie Anm. 3). S. 234. und bei Lazarus. Das Basler Konzil (wie Anm. 3), S. 255. Die Bank von Cosimo und Lorenzo de’Medici am Basler Konzil 381 Florentiner Bank in ihrer Eigenschaft als Depositare erfüllt wurden: Vorfinan- zierungsgeschäifte,'92 Ausstellung von Wechselbriefcn für Gesandte,193 Trans- port von eingesammelten Ablaßge1dern nach Base1194 und Verwahrung des Bargeldes des Konzils.195 Es ist wichtig festzuhalten, daß in der erhaltenen Buchhaltung keine Spuren dieser Geschäfte zu finden sind; alle Feststellungen beruhen auf Konzilsurkun— den oder Aussagen in „lettere private“. Wahrscheinlich wurde für die Geschäfte mit dem Konzil eine eigene Buehführun g angelegt. die nicht erhalten ist. Ob die Bank einen Gewinn mit dieser Arbeit machte ist zweifelhaft. Nicht allein die Tatsache, daß sich nirgends ein Beleg für Gewinne findet, sondern vor allem die Feststellung von de Roover, daß auch das Amt des Generaidepositars der Kurie keine finanziellen Vorteile brachte.196 sprechen für diese These. Nicht der pekuniäre Gewinn, sondern der Prestigeanstieg, der mit dem Titel eines Depositars des Konzils verbunden war, wäre demnach das Interessante an dieser Zusammenarbeit mit der Kirchenversammiung gewesen. 7. Politische Aufgaben Wie die „lettere private“ von Roberto Martelli und Giovenco de1ia Stufa zeigen, hatten die Filialleiter auch politische Aufgaben. Neben der Berichter- stattun g über die Ereignisse auf dem Konzil war es ihnen auch aufgetragen, die Interessen der von den Medici geführten Republik Florenz zu unterstützen. Mit der weiter oben geschilderten Siegelaffäre ist ein Fall belegt. der beschreibt, daß sich Martelii aktiv ins Konziisgeschehen einmisehte. Bemerkenswert ist an dieser Affäre. daß er sich vor allem Sorgen machte. diese unangenehme Ge- schichte könnte negative Auswirkungen auf die Bankgeschäfte haben. Daß dies nicht der Fall war. wird durch verschiedene Dokumente bezeugt, die das KonziI zugunsten von Gioveneo della Stufa aussteilte. Weder diese Geschichte noch das Verharren von Cosimo de’Medici auf der Seite des Papstes während des Streites um die Verlegung des Konzils nach Italien haben das Restkonzil von Basel in seinem Verhalten gegenüber der Medici—Filiale in Basel beeinflußt. Noch 1442 war einer der Hauptführer im Kampf gegen den Papst, der Kardinal de 121 Plaigne. einer der wichtigsten Kunden der Medici in Basel.‘97 Konzil und Bank trennten also strikt zwisehen den politischen und finanziellen Interessen. 192 MAP.1I12.NL417. 193 Beispiel in CB (wie Anm. 175),1. S. 379. 194 Beispiel in MAP, f. 139, cc. 41-42. Der hier genannte Gherardo Bueri hatte wohl nie eine Bank in Basel, wie dies zum Beispiel Wackernagel, Geschichte der Stadt Basel, Bd. 2 (wie Anm. 9), S. 511, behauptete. Bueri war ein Verwandter und Korrespondent der Medici. Wenn von „syner gesellschaft czu Basel“ (Geering, Handel und Industrie der Stadt Basel (wie Anm. 2). S. 276) die Rede ist. so können nur die Medici gemeint sein. Vgl. auch die verschiedenen Briefe von Bucri an die Medici im MAP. 195 Beispiel in MAP. f. 87, Nr. 9. 196 Rom‘er. 11 haneo Medici (wie Anm. 10), S. 2861. 197 MAP. 1'. 104. Nr. 60. c. 600. 3 82 Kurt Weissen 8. Geschüfisetfalg Für die ersten Geschäftsjahre sind keine genauen Angaben über Gewinn und Verlust der Medici-Filiale in Basel erha1ten, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, daß der Ertrag einer übergeordneten Filiale zugerechnet wurde. Doch scheint sich das Geschäft sehr gut angelassen zu haben, denn bereits im September 1434 konnte Marlelli nach Florenz berichten, er werde im laufenden Jahr einen Gewinn von mehreren Tausend Fiorini machen: „[...] e abiate per fermo che al continovo mi troverrö d‘avanzo costä rnigliaia di fiorini.“198 Genaue Zahlen sind nur fiir die Jahre 1435 bis 1441 erhalten (siehe Tabel— 1e 3).1991m Geschäftst 1435 (25. März 1435 bis 24. März 1436) betrug der Gewinn fi. 3.570 s. 15 a fiorini und im darauffolgenden Jahr fi. 1605. Diese Beträge wurden am 16. Mai 1439 zusammengelegt und nach Florenz überwiesen. Von der Summe von fi. 5175 s. 15 wurden fi. 1.983 für eine Reserve für „i mali debitori“ in Basel zurückgelassen. Der Gewinn von 11. 3.192 s. 15 wurde unter die Teilhaber Cosirno und Lorenzo de’Medici (2/3), Antonio Salutati (1/6) und Gio— vanni Benei (1/6) aufgeteilt. In den Jahren 1437, 1438 und 1439 beliefen sich die Bruttogewinne auf fi. 776 s. 11 d. 1, fi. 899 s. 25 d. 10 und fi. 722 s. 28 d. 8.100Nach den Abzügen für die „mali debitori“ und für die Gehälter des Personals blieb für diese drei Jahre ein Reingewinn von fi. 1.872 s. 14 d. 6 übrig. Diese letztgenannte Summe enthielt auch die fi. 324, die in den Jahren 1433 und 1434 als Reserve in Basel belassen worden waren. Die fi. 1.872 s. 14 d. 6 wurden 1441 nach Florenz bezahlt, wo sie nach dem genannten Schlüssel aufgeteilt wurden. Im Jahre 1440 verzeichnete die Basler Filiale keinen Gewinn („non vi fu avanzo“). Das gleiche gilt für das Jahr 1441, wie aus der Jahresbilanz hervor- geht.201 Der Gewinn von fi. 889 s. 1 d. 8 a camera, der für diese beiden Jahre in der Bilanz figurien, wurde durch die nicht mehr eintreibbaren Guthaben („si perderanno“) eliminiert.202 Die Teilhaber zogen während dieser sieben untersuchten Geschäftsjahre einen Gewinn von fi. 5065 s. 0 d. 6 aus der Basler Geschäftsstelle: Cosimo und Lorenzo de’Medici zusammen fi. 3.376 s. 19 d. 8, Salutati und Benei je fi. 844 s. 4 d. 1 1. 198 MAP. f. 20‚ Nr. 50. 199 MAP, f. 153. Nr. 3. 200 Diese drei Beträge sind in der Buchhaltung in „ducati d‘oro“ berechnet. Berechnungen ergaben. daß sich ein Dukalen aus 20 soldi und ein soldo aus 12 denari zusammensetzte. Für den Umrechnungskurs von Dukalen in Fiorino a Fiorini ergab sich: ] due. an am = 1,06% 1,07% florini a finrini; also zwischen fi. 1 s. Id. 9 und fi. 1. 5.2. 201 MAP. f. 104. Nr. 60, c. 599”. 202 Ehda„ c. 599: .,messere Matteo, vescovo di Cortona. Cnslui & com romalica di piii anni. e nramai si possono menere per perduti.“ Die Bank von Cosimo und Lor2nzo de'Mcdici am Baader Konzi1 383 Tabelle 3: Gewinn der Basler Filiale (1435-1441) Brutto Netto Jahr fi. s. d. 11. s. d. 1435 3.570 15 1436 1.605 3 192 15 1437 776 11 1 _ 1438 899 25 10 1439 772 28 8 1 549 8 6 1440 0 ______ 13“__________0_ Reserve aus den Jahren 1433 und 1434 324 Tüta1 Nettogewinn 5.065 0 6 Am Gesamtumfang des Medici—Unternehmens (ohne W011— und Seidenma— nufaklur) machte der Gewinn der Basler Filiale einen Anteil von 5,2 % aus, womit sie hinter Rom, Venedig und Genf an viener Stelle stand (siehe Tabel- le 4). Weniger Gewinn als in Basel wurde in Ancona, Brügge/London und Florenz erzielt. Das gute Resultat von Base1 (und auch von Rom) wird noch eindrücklicher, wenn man sich in Erinnerung ruft, daß hier ohne jedes Eigenka- pital gearbeitet Wurde. Der Erfolg basierte also allein auf Vertrauen und Erfah- rung. Tabelle 4: Gewinn des Medici—Unternehmens (ohne Manufakturen), 1435—1441203 Filiale Fr. 5. d. Anteil in % Rom 35.960 21 0 369 Venedig 27.740 1 10 28,9 Genf 19.924 25 6 20.2 Basel 5.065 0 6 5.2 Ancnna 4.168 4.3 ErüggdLondon 2.350 0 0 2,4 Florenz 2.200 0 0 2.1 Total 97.408 19 10 1000 Die Entwicklung des Geschäftsertrages der Medici bestätigt die Feststel- lung von Geering204 und Ehrensper'ger‚205 daß die durch das Konzil in Basel 203 Quelle: Roover. Il banco Medici (wie Anm. 10), S. 101. 204 Gecring, Handel und Industrie der Stadt Basel (wie Anm. 2). S. 289. 205 Ehrensperger, Basels Stellung im internationalen Handelsvcrkchr (wie Anm. 2). S. 331. 384 Kurt Weissen hervorgerufene Hochkonjunktur ihren Höhepunkt in den Jahren 1433 bis 1437/38 hatte. Damit wird auch belegt. daß nicht allein die Höhe der Teilneh- merzahl. die 1439 am größten war,206 sondern die Kaufl
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